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Nie wieder unter einem Chef arbeiten

■ Neues für Bremer Existenzgründerinnen: erste Bremer Studie erschienen

“Aus Nichts Gold machen“ – das gelingt den wenigsten Menschen. Da ist die Bremer Einrichtungsberaterin eine Ausnahme – auch in der Gruppe der langjährig erfahrenen Existenzgründerinnen. Denn trotz rund neun Monaten Vorbereitungszeit und trotz folgender 50 Stunden-Woche: In der Regel muß ein Viertel der Unternehmerinnen nach Betriebsgründung noch monatelang aus dem Sparstrumpf rumpf leben. Die eigene Arbeit bringt nicht genug ein. Und doch: 80 Prozent der Existenzgründerinnen, die mit einem günstigen staatlichen Kredit starteten, sind zufrieden. Nur die wenigsten können sich noch vorstellen, jemals wieder für einen anderen Chef zu arbeiten. Das belegen die Ergebnisse der Studie „Wege zur erfolgreichen Existenzgründung von Frauen“, die die Pädagogin Annett S. Russin für den Bremer Frauenclub erstellte. Sie wird demnächst über das Arbeitsressort vertrieben.

Vor allem praktische Wirkung sollen die 22 ausgewerteten Interviews haben, deshalb kommen die erfahrungsgebeutelten Gründerinnen vorwiegend selbst zu Wort. Sie arbeiten in allen Bereichen, vom Dienstleistungsbetrieb bis zum Handwerk, und erzählen auch von den schwierigen Aspekten ihres neuen Alltags: Da erhebt sich gleich neben dem Vorteil der freien Chefinnen-Entscheidung und Entfaltung ein Berg an Selbstzweifeln. Den zumindest hat die gute Hälfte der Frauen als „negative Überraschung“ in ihrem neuen Leben ausgemacht. Und in die Negativ-Waagschale fällt auch der Verlust von Privatleben und die mangelnde ideelle Unterstützung durch FreundInnen.

Andere Schwierigkeiten illustrieren acht Interviews mit Banken und Beratungsstellen. Da reißen Gräben auf: Während die Unternehmerinnen überwiegend vorsichtig und sparsam kalkulieren wollen, gibt der Bankvertreter unumwunden zu, daß der Kundinnenkredit von unter 40.000 Mark für sein Unternehmen ein „glattes Minusgeschäft“ bedeutet. Daraus entstehen Probleme, die den Start belasten, zumal „wenn kein Ehemann im Hintergrund bürgt“.

Wenn auch BeraterInnen den Unternehmerinnen durchweg ein gutes Zeugnis ausstellen: in punkto sorgfältige Planung und umsichtige Kalkulation seien sie Männern oft überlegen – die Gründerinnen wollen ähnlich Gutes von der Gegenseite nicht behaupten. Im Gegenteil, so der Tenor der Studie: Weiterbildung für BeraterInnen zum Beispiel bei Stadt, Land und Banken täte Not. Sie sollten nämlich mehr Verständnis aufbringen für die Planungsweise der Frauen, die Finanzen und Personal zahlenmäßig klein halten wollen.

Die Gleichstellungsstelle und die Arbeitssenatorin wollen noch mehr tun für Existenzgründerinnen: Sie haben soeben einen neuen „Ratgeber für Existenzgründerinnen“ aufgelegt. Der ist übersichtlich und durch die ehemalige Existenzgründerin Kaluscha schön gestaltet. Autorin Hesselmann, eine Hamburger Rechtsanwältin, gibt einen Überblick – von der ratsamsten Gesellschaftsform über Steuer- und Schuldenfragen bis hin zum umfangreichen Adressenanhang. Dies, und ein Gründerinnenforum, das die Frauengleichstellungsstelle am 14. Februar in den Räumen der Angestelltenkammer durchführt (Anmeldung unter 361-4993), soll Hürden abbauen.

Die Broschüre „Ratgeber für Existenzgründerinnen“ ist kostenlos entweder in der Contrescarpe 73 (Senator für Arbeit und Frauen) oder in der Knochenhauerstraße 20-25 (Frauengleichstellungsstelle) abzuholen. ede

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