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Schneller! Schneller!

■ Justus Frantz in der Glocke: Ein penetranter Hansdampf-in-allen-Gassen

Klassische Musik ist nicht nur gar nicht so schwer oder so anstrengend zu hören, sie ist auch ganz toll: Justus Frantz wird nicht müde, mit dieser Botschaft auf Reisen zu gehen und sie als das völkerverbindende Element schlechthin zu verkaufen. „Lets make music as friends“, diesen Spruch seines Vorbildes (und Festivalzugpferdes) Leonhard Bernstein hat er sich zu eigen gemacht. Aus dem Orchester des Schleswig-Holstein Musik Festivals, das Frantz eben unter Gedonner verließ bzw. entließ, wurde nun „D.I.E. Philharmonie des Schleswig Holstein Musik Festivals“ gegründet, dessen Intendant und künstlerischer Leiter das charmante Multitalent ist.

Beide brauchen sich: die Kontakte von Frantz ermöglichen dem sehr jungen Orchester eine Vielzahl von Auftrittsmöglichkeiten, Fernsehsendungen, CD-Verträge und nicht zuletzt ein einigermaßen solides Sponsoring, auch wenn das Orchester das einzige nicht subventionierte in Deutschland ist. Und Frantz, der sich nun auch noch als Dirigent profilieren will, hat mit den MusikerInnen ein Spitzenorchester zur Verfügung, mit dem er – sowohl technisch als auch kommerziell – alles machen kann.

Und alle, alle kamen: Die Glocke war restlos ausverkauft, als der Moderator von „Achtung Klassik“, der Bambiträger, der Sonderbeauftragte der UNO, der Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Träger des höchsten spanischen Ordens, der Inhaber der „Goldenen Kamera“, Berater des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (und noch vieles mehr, aber meine Zeilen sind begrenzt) D.I.E. Philharmonie dirigierte und das Konzert für Klavier und Orchester, KV 488 als Solist interpretierte. Und Frantz erreicht ein Publikum, das sonst nicht unbedingt häufig in klassische Konzerte geht: „Das muß ja schwer sein, so schnell zu spielen“, tönte es im Publikum.

Überhaupt hat Frantz es mit der Schnelligkeit: „Da fürchten sich alle, weil ich es so schnell mache“ weiß er leutselig vor der Wiedergabe der Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ von Giacchino Rossini zu erzählen. Und auch die „Verkaufte Braut“ von Bedrich Smetana ist angstbesetzt: „Weil es so schwer ist“. Das schindet natürlich Eindruck, und mit der präzisen Schnelligkeit, die das Orchester tatsächlich leisten kann, der knalligen Lautstärke und der gekonnten verbalen Manipulation „Wollen Sie noch mehr hören?“ schafft Frantz mit den Wunschkonzerthits eine Atmosphäre, in der das Publikum gar nicht mehr nach Hause gehen will und um fast Viertel vor Elf zum Straußwalzer dazuklatscht: So schön ist Klassik, wenn 36 Nationen (jawohl!) diese unter Justus Frantz spielen. Dann noch: „Die Moldau“ von Smetana, die „Nacht auf dem kahlen Berge“ von Mussorgski – ein bißchen betroffen sind wir alle wegen der Ereignisse in Rußland – aber dann: „Leichte Cavallerie“ von Suppé.

Frantz unterläßt es auch niemals, mit immer neuen Mozartinterpretationen daran zu erinnern, daß er sich für einen der zehn besten Pianisten der Welt hält. Wenn das mal gestimmt hat, bedarf es jetzt allerdings der Aufpolierung, schmal ist die Anschlagspalette geworden, undifferenziert die Artikulation und das Zusammenspiel mit dem viel zu stark besetzten Orchester ließ zu wünschen übrig.

Eins allerdings stimmte bedenklich: die Ausstrahlung des Orchesters. Todernst, wie gedrillte Leistungssportler, spielten die unglaublich jungen Leute hervorragend ihr Pensum, wie, als hätten sie nichts damit zu tun. Erst zu fortgeschrittener Zeit war bei dem einen oder der anderen ein zaghaftes Lächeln zu sehen, während der Animateur immer mehr aufdrehte: „Lets make music as friends“. Ute Schalz-Laurenze

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