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SanssouciVorschlag

■ SO-Kaufhausmusik beim Winter-Stakkato '95 im KATO

An der SO-Kanal-Grenze zwischen Schönlein und Kotti gibt's etwas, was Sie in der südöstlichen Inner City vergeblich suchen werden: ein richtiges Kaufhaus. Voll schöner Dinge für ärmere und andere Trashsüchtige, 'ne Reallederjacke für 'nen Hunni und das kleine Gelbe dazu, hier kann man sparen und staunen über all das, was sich anderswo nicht verkaufen läßt. Dieses Ex-Bilka also, das heuer auf den schönen Namen FOX hört, gilt den einen als wahre Oase des käuflichen Glücks, für andere ist es das schlichte Ausland geblieben.

Hin und wieder öffnet jedoch auch innerhalb der imaginären Stadtmauern ein Kaufhaus, ein ehemaliges zwar nur und ein richtiges schon gar nicht, aber immerhin. Wenn man dann jedoch das Angebot des KATO am Schlesischen mit dem des FOX vor der Brücke vergleicht, scheinen die Grenzen zwischen Außer- und Inner-SO auf einmal fast überwunden. Denn frei nach dem Prinzip, was das eine dem Auge bietet, hält das andere fürs Ohr bereit, läuft's hier: Low-budget-Genuß der Spitzenklasse von Könnern und Dilettanten für Gleichgesinnte.

Was bietet also das Winter-Stakkato '95, das heute und morgen im KATO stattfindet? Phil Minton. Ohne ihn wäre die Berliner Szene nicht mehr lebensfähig. Peter Brötzmann. Qualität kennt keine Grenzen. Eben! Mark Boukouya, Posaune + Quartett. Ruf der Heimat. Free Jazz. Jeff Hoyer, Posaune + Trio. Minton mit Brötzmann. Minton mit Ernst Ludwig Petrowsky. Brötzmann mit 3/4 Heimatruf. Und ein zwölfminütiges Video von Manuela Warstatt, das zeigt, wie sie Linie 1 fährt, und das just dort endet, wo alle warten. Über dem ehemaligen Kaufhaus nämlich. Zum Video gibt es übrigens die Laute von Minton aus einem Solo- Konzert in einer Londoner Bahnstation, das ebenfalls als Warstatt-Video vorliegt, aber nicht gezeigt wird.

Elf Jahre Stakkato haben wir mittlerweile geschafft, und wenn Sie immer noch nicht recht ahnen, was da vor sich geht, nichts wie hin! Wenn Sie schon mal da waren, dürften Ihnen einige der Namen, die die Mitwirkenden tragen, sicher schon bekannt vorkommen. Das soll beabsichtigt sein. Denn man kennt sich bei Stakkato. Das ist eben anders als im FOX, oder? Christian Broecking

Heute und morgen, jeweils 20 Uhr, KATO im U-Bahnhof Schlesisches Tor, Kreuzberg.

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