■ Rosi Rolands unglaubliche Geschichten
: Was tun gegen Rot-Grün?

September 1995, Bürgerschaftswahl, die FDP sackt ab - wie es dem bundesweiten Trend entspricht, vielleicht sogar unter die 5 Prozent. Was bleibt der SPD anderes als eine Rot-Grüne Koalition zu bilden?

Diese Frage bewegt die Gemüter. Eigentlich kann es nicht sein, daß diese Bremer Staats-SPD, dieses Problem vor Augen, zusammenhält.

Jedes Gerücht, das diesen wunden Punkt berührt, scheint geeignet, einem Journalisten zugetragen zu werden. Es gebe ein „Gerücht“, wußte der Weser-Kurier diese Woche zu berichten. (Offenbar ist bei diesem Thema auch die Nachricht von einem Gerücht „fit to print“.) Das Gerücht besagt, um Rot-Grün zu verhindern, solle eine „Bürgerbewegung“ (!!) ins Leben gerufen werden, für die dann prominente SozialdemokratInnen kandidieren wollten, „angeblich“. Sparkassen-Vorstand Rebers und Ex-Finanzsenator Karl-Heinz Jantzen seien die „Drahtzieher“.

Jantzen dementierte entschieden und postwendend: Nichts habe er mit sowas zu tun, das schade nur der SPD. Auch andere Personen, die vom „Gerücht“ genannt werden, dementieren, haben nichts zu tun damit. Rebers ist auf Dienstreise und konnte bisher nicht dementieren.

In dem Gerücht mitgenannt war auch Werner Lenz, der Wirtschaftsdezernent in Bremerhaven und mutmaßliche „Kopf“ der Bremerhavener Absetzbewegung von der SPD. Immerhin weiß der kluge Zeitungsleser da, an wen man sich wenden kann. Und in dem Bremerhavener Kontext macht das „Gerücht“ zumindest als Wunschprojektion einen Sinn: Die alte „rechte“ SPD-Fraktion in Bremerhaven, die derzeit mit der CDU die große Koalition probt, braucht ein stadtbremisches Standbein zum Überleben.

Aber in Bremen bewegt sich da nichts. Alte Haudegen, die vor Jahren entschieden gegen Rot-Grün waren, haben sich abgesetzt. Jantzen ist zu schlau, um sich einer Bewegung von Beleidigten anzuschließen, Rebers zu sehr eingebunden. Und mit den Bremerhavener GenossInnen, von denen einige neuer Posten bedürftig sind, war schon in Bremerhaven kein Staat zu machen. Die Veröffentlichung des Gerüchtes von der „Bürgerbewegung“, das sich mit zwei Telefonanrufen totrecherchieren ließe, ist der verzweifelte Versuch, etwas in Bewegung zu bringen, was mausetot ist. Die Bremer SPD hält zusammen – wie Pech und Schwefel. KlatschkolumnistInnen sind stark suizidgefährdet.

Rosi Roland