: Hucky Heck - der ist doch ein idealer Gesamtgrüner -betr.: Debattenbeiträge von Lothar Probst und Klaus Jarchow um Hucky Heck und das "Bürgerforum", taz vom 12. und 14.1.95
Betr.: Debattenbeiträge von Lothar Probst und Klaus Jarchow um Hucky Heck und das „Bürgerforum“, taz vom 12.1. und 14.1.
Lieber Genosse Probst, die Verbindung zwischen den verschiedenen Feuerchen, in denen die eigenen Eisen schmurgeln, als politische Linie zu adeln, ist Dir doch auch nicht ganz unbekannt. Insofern scheint mir Deine Empörung über die Geschäftchen des Hucky Heck eher der Erkenntnis zu entspringen, daß die größte Gefahr für einen Taschenspieler, durchschaut zu werden, natürlich von einem Taschenspieler ausgeht.
„PDS wählen, Bürgerforum gründen und Bündnisgrünen vorstehen – das ist der Versuch, überall ein Eisen im Feuer zu haben, ohne sich die Finger zu verbrennen“, schreibst Du offensichtlich empört. Dabei ist dies doch nur – herunterdekliniert aufs Bremer Provinzchen-Niveau – das Lebensprinzip der politischen Klasse, die sich inzwischen erfolgreich darum bemüht, völlig unabhängig vom lästigen Volk zu existieren, und sich in diesem Bestreben daher auch immer ähnlicher wird. Nachdem aus irgend welchen Gründen der angekündigte Heck-Roman immer noch kein Mega-Seller geworden ist, muß der Mann ja von irgend etwas leben, Zuckerchen fürs Ego inklusive. Und da fällt Dir aus Deiner Partei sonst niemand ein?
„Gesamtpopulist“ soll der arme Heck sein – ein aparter Vorwurf vom Mitglied einer Partei, die sich zumindest zwei Populismen leistet: den staatstragenden Machbarkeitspopulismus der Regierungsfraktion und den der political correctness des übrigen Vereins. Ein wirkliches Eigentor leistest Du Dir dann, worin Du mit Hinweis auf die verblichenen bzw. verbleichenden Neuen (Roten) Foren in Heidelberg und der Ex-DDR den raschen Exitus des Bürgerforums beschwörst. Gab es da nicht eine Partei, die sich auflöste, wobei einige ihrer Mitglieder gleich in die nächste schlüpften? Und ähnlich rätselhaft wie die Auferstehung des bleichen KBW muß auch die Beschwörung der Kombination PDS-DVU bleiben, es sei denn, man fürchte Konkurrenz an den Futtertrögen. Ich kenne die Matadoren des Bürgerforums nicht weiter, aber daß man zur Vertreibung einer „Gurkentruppe“ ein solches Horrorszenario entwerfen muß, paßt nur schwer zusammen.
Beinahe noch interessanter als das, was Du schreibst, ist das, worüber Du schweigst: Mit großer Vehemenz hat sich Euer alter Sprecher für Heck eingesetzt. Klar, wir wissen, daß dies Mönchlein sein Glöckchen läuten muß immerdar, insbesondere um sich selber interessant zu machen, nur hätte ich gerne gewußt: Ist der nun ein DVU-Rechtspopulist, ein PDS-Linkspopulist, ein Forum-Saurier oder was?
Insgesamt scheint mir aber Deine Philippika nur eine Konsequenz zuzulassen: Heck for speaker! Denn Du bescheinigst ihm doch alles, was Eure Partei präsentiert: Hier ein bischen CDU, dort eine Prise PDS, hier ein Stückchen Siemens, dort ein Fleckchen grüne Wiese, hier ein Autobähnchen, dort ein Radpfädchen, hier ein Aussteiger, dort ein Berufspolitiker; Hucky Heck kein „ideeller Gesamtpopulist“, sondern ein idealer Gesamtgrüner! Rot Front und Gott zum Gruß,
Till Schelz-Brandenburg
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