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Tierischer Abfall für die Franzosen

■ Es lohnt sich in Großbritannien nicht, Bullenkälber von Milchkühen zu mästen, Lebendexport ist der einzige Gewinn

Kalbfleisch ist in Großbritannien kaum mehr als ein Nebenprodukt. Die Nachfrage ist gering. Liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in Frankreich bei 5,6 Kilo im Jahr, so essen die BritInnen gerade mal hundert Gramm – nicht genug, um eine nennenswerte Kalbfleischindustrie am Leben zu halten. Im ganzen Land gibt es nur 20 Kalbfleischproduzenten, die insgesamt 5.000 Tiere im Jahr nach britischen Vorschriften verarbeiten.

Doch marktwidrigerweise werden auch in Großbritannien jedes Jahr etwa 2,7 Millionen Kälber geboren. Rund die Hälfte davon sind weiblich und werden zu Milchkühen aufgezogen. Die andere Hälfte taugt aber nicht mal als Rindfleischlieferant, weil auf der Insel dafür andere Rassen gezüchtet werden. „Die Spezialisierung ist barbarisch“, sagt Richard North, der Autor verschiedener Sachbücher zu dem Thema. „Wir müssen uns auf weniger intensive Methoden und doppelt nutzbare Rassen wie die Galloways besinnen, so daß auch die Bullenkälber von Milchkühen großgezogen und später als Rindfleisch verwendet werden können.“

Bis es soweit ist, werden die überflüssigen Tiere jedoch weiterhin exportiert. Ihr Schicksal ist damit vorgezeichnet. Etwa eine halbe Million Bullenkälber werden jedes Jahr in die kontinental-europäischen Mastboxen geschickt, die in Großbritannien seit 1990 verboten sind. Die britischen Milchbauern wollen die Futterverzehrer so schnell wie möglich loswerden – der Lebendexport bringt immerhin umgerechnet bis zu 500 Mark pro Tier ein. Zwei Tage nach der Geburt werden sie von der Mutterkuh getrennt und am nächsten Tag an einen Exporteur verkauft.

Im Alter von drei Wochen folgt dann der Transport ins Ausland, der bis zu 60 Stunden dauern kann. Am Ziel werden die Kälber in winzigen Mastboxen in völliger Dunkelheit gehalten und mit eisenarmem Milchpulver aufgezogen, damit das Fleisch hell und zart bleibt. Im Alter von sechs Monaten werden sie geschlachtet.

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