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Russische Luftwaffe greift Tschetschenen-Dörfer an

■ Angeblich 12.000 russische Soldaten gefallen

Moskau (AFP/taz) – Die russische Luftwaffe hat ihre massiven Bombenangriffe auf Ziele außerhalb der tschetschenischen Hauptstadt Grosny ausgedehnt. Wie Journalisten berichteten, bombardierten russische Kampfflugzeuge gestern morgen und am Sonntag Dörfer und Bauernhöfe in den Bergen rund fünfzig Kilometer südlich von Grosny. Mindestens zehn Menschen wurden getötet. Die Opfer seien größtenteils Zivilisten gewesen, hieß es.

Russische Kampfhubschrauber nahmen die Ortschaft Tschiri-Jurt unter Beschuß, wo tschetschenische Panzerverbände stationiert gewesen sein sollen. Im Krankenhaus von Schatoi, der einzigen Klinik in der Region, wurden nach Angaben einer Ärztin in den vergangenen zwei Wochen mehr als siebzig Verletzte, größtenteils Zivilisten, aufgenommen. Die Leichen der gefallenen Kämpfer würden sofort verscharrt.

Grosny lag in der Nacht zum Montag weiter unter russischem Trommelfeuer. Zahlreiche Viertel der Stadt standen in Flammen. Ziel war nach wie vor die Einnahme des Präsidentenpalastes, der zum Symbol des tschetschenischen Widerstands geworden ist. Der Chef der russischen Spionageabwehr, Sergei Stepaschin, brach gestern vom Militärstützpunkt Mosdok in Nordossetien, der Nachbarrepublik Tschetscheniens, mit einer Elite-Einheit in Richtung Grosny auf. Die Einheit habe den Befehl, die russische Flagge über dem Regierungsgebäude zu hissen, das dem Präsidentenpalast gegenüberliegt, sagte Stepaschin.

Bundesaußenminister Kinkel erneuerte seine Kritik am russischen Vorgehen: „In Tschetschenien werden Menschenrechte, Völkerrecht und KSZE-Prinzipien auf nicht hinnehmbare Weise verletzt“, sagte er gestern in Bonn. Niemand könne seine territoriale Integrität dadurch erhalten, „daß er ganze Wohnviertel in Schutt und Asche legt“. US-Außenminister Christopher sagte, der Krieg in Tschetschenien müsse „so schnell wie möglich“ beendet werden. Er sei ein großer Rückschlag für die wirtschaftlichen und demokratischen Reformen in Rußland. Christopher wird sich heute und morgen mit seinem russischen Kollegen Andrei Kosyrew in Genf treffen.

Die Vertreterin der russischen Menschenrechtsgruppe Memorial, Marijam Dschemaldinowa Jandiewa, widersprach gestern in Berlin den offiziellen Angaben der russischen Regierung zur Zahl der toten russischen Soldaten. Sie nannte die Zahl von 12.000 toten russischen Soldaten. Offiziell hatte es geheißen, im Tschetschenien-Krieg seien insgesamt 500 Soldaten getötet worden. Unabhängige Quellen gingen bisher von 1.500 Toten aus. Seite 9

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