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Beim Bierchen mit der Leitungsebene

■ Bringt Lohnverzicht Arbeitsplätze, Aufschwung und Konkurrenzfähigkeit? Drei Thesen vom Arbeitgeber-Stammtisch und drei kluge Antworten

Stellen Sie sich vor: Sie als abhängig Beschäftigter sitzen mit Unternehmers am Stammtisch, und schon geht's los mit der Diskussion um die zu hohen Löhne in Deutschland, die unverschämten Tarifforderungen. Weil Sie dann vielleicht so spät am Abend nicht mehr ganz fit sind, hier schon mal zur Vorbereitung ein paar kluge Antworten auf drei altbekannte Thesen.

These 1: Die Gewerkschaften sollten mal mehr an die Arbeitslosen denken. Wenn die Löhne vernünftiger wären, müßten die Unternehmen nicht so viele Leute entlassen.

Ihre Antwort: Es gibt keine unmittelbare Verbindung zwischen Lohnerhöhungen und Anzahl der Jobs. Die wirtschaftlichen Zusammenhänge sind nämlich komplexer. In den vergangenen 17 Jahren beispielsweise ist die Zahl der Beschäftigten immer dann gestiegen, wenn sich auch die Reallöhne erhöhten. Die Jobs gehen verloren, weil die Industrie und Diensleistungsunternehmen ihre Produktionsabläufe optimieren. Man braucht eben immer weniger Leute für die Herstellung eines Autos, egal, ob die Arbeitnehmer ein Prozent mehr oder weniger kosten.

These 2: Wir dürfen aber den wirtschaftlichen Aufschwung nicht behindern. Und der hält sich nur mit niedrigen Lohnkosten.

Ihre Antwort: Das kann man auch anders sehen. Der Aufschwung hängt auch an der Kaufkraft der Leute. Und die sackt ab, wenn die Löhne nicht steigen. Auch nach den diesjährigen Tarifabschlüssen wird sie voraussichtlich eher sinken. Der schwache Konsum im Inland ist eine Bremse für's Wachstum. Ganz abgesehen von der Verteilungsgerechtigkeit: Die Gewinne der Unternehmen im Westen nahmen 1994 immerhin um neun Prozent zu, die Löhne und Gehälter aber nur um zwei Prozent.

These 3: Im internationalen Vergleich sind wir einfach zu teuer geworden, da überflügelt uns die Konkurrenz.

Ihre Antwort: Plastiklatschen für eine Mark fuffzig können wir in Deutschland nicht mehr herstellen. Aber im Ernst: Die deutschen Lohnstückkosten liegen zwar immer noch über denen der Vereinigten Staaten und Japan, sind aber 1994 um etwa fünf Prozent gesunken. An der ungünstigen internationalen Relation ist außerdem auch die seit Jahren starke D-Mark schuld: sie treibt die externen Lohnstückkosten in die Höhe. Dennoch wird die Industrieproduktion in Deutschland vor allem durch die Auslandsnachfrage getragen. Und die ist gestiegen. Einen generellen Einbruch bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit gibt es nicht.

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