: Malis Regierung spricht von Sieg gegen Tuareg
■ Hauptquartier der FIAA-Guerilla nach heftigen Kämpfen angeblich zerstört
Bamako/Berlin (dpa/taz) — Im Kampf zwischen der Armee des Sahel-Staates Mali und den diversen bewaffneten Rebellengruppen der Tuareg- und Maurenminderheiten hat die Armee gestern einen entscheidenden Sieg reklamiert. Sie meldete die Eroberung und Zerstörung des Hauptquartiers der Maurenguerilla „Islamisch- Arabische Front des Azawad“ (FIAA) in Ti-N-Edemba, 400 Kilometer nördlich der nordmalischen Stadt Kidal und damit mitten in der Wüste Sahara gelegen.
Die FIAA ist seit etwa einem halben Jahr der Hauptgegner von Malis Armee in dem Krieg, der 1990 als Revolte von Tuareg-Dürreflüchtlingen begann und seit dem Scheitern eines 1992 geschlossenen „Nationalpaktes“ zu einem Vertreibungskrieg auf ethnischer Grundlage zwischen Tuareg- und Maurengruppen auf der einen Seite und der Armee sowie der schwarzafrikanischen Songhai-Miliz „Gandakoye“ ausgewachsen ist. Der gesamte Norden des Landes um die Städte Kidal, Gao und Timbuktu ist Kriegsgebiet. Hunderte von Menschen sollen seit dem vergangenen Sommer bei Pogromen gegen Tuareg- und Maurenminderheiten und Racheakten der Rebellen ums Leben gekommen sein. Nachdem im Oktober 1994 ein neuer Verteidigungsminister ernannt wurde, wuchs der Druck radikaler Tuareggegner auf die Regierung, die in ihren Zeitungen zur Tötung der „Verräter“ aufriefen. Sie stellten die FIAA als Sammelbecken von Söldnern aus Tschad, Libyen und Algerien dar und porträtierten FIAA-Führer Zahaby als dubiosen Geschäftsmann, der vom 1991 gestürzten malischen Militärdiktator Moussa Traore gefördert worden sei.
Unter diesem Eindruck begann Malis Armee im November mit einer Großoffensive, die jetzt offenbar Früchte getragen hat. Zwar feiert sie ihren Erfolg als Durchbruch zum Frieden — doch mit einer Versöhnung der gegeneinander aufgehetzten Völkerschaften im malischen Norden ist kaum zu rechnen. D.J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen