: Da hilft nur noch Beten
■ Evangelische Kirche Deutschland will zehn Prozent im Haushalt sparen
HannoverAngesichts der hohen Zahl von Kirchenaustritten und sinkenden Steuereinnahmen gerät die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in Finanznöte. „Wir befinden uns finanziell im Sinkflug“, bestätigte EKD-Sprecher Hannes Schoeb am Samstag in Hannover einen entsprechenden Bericht der „Welt am Sonntag“ (WamS). Danach soll der EKD-Haushalt bis 1996 gegenüber 1994 um zusammen zehn Prozent gekürzt werden. „Für 1995 haben wir gut drei Prozent geschafft. Nun müssen wir sehen, wie wir die fehlenden rund sechs Prozent für 1996 hinbekommen“, sagte Schoeb. 1994 belief sich der EKD-Haushalt noch auf 506 Millionen Mark.
Laut WamS hat sich EKD-Einschätzungen zufolge „die Finanzlage der EKD schneller ungünstig entwickelt als zu erwarten war“. Beim Kirchensteueraufkommen erwarten die Finanzexperten für das Jahr 1996 einen Rückgang von fünf bis sechs Prozent, wenn das Existenzminimum von der Steuerpflicht befreit werde. Auch der Altersbedingte Rückgang von Kirchensteuerzahlen werde Auswirkungen haben, meinte Schoeb. Der Bericht verweist auf eine Schätzung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden, wonach die EKD bis zum Jahr 2030 rund ein Drittel ihrer derzeit rund 29 Millionen Mitglieder verlieren werde.
Kirchen-Sprecher Schoeb bestätigte, daß innerhalb der EKD nun Stellen gestrichen werden sollen. Dabei müsse auch Rücksicht auf die Landeskirchen genommen werden, sagte Schoeb. Die Umlage zwischen EKD und Landeskrichen solle geändert werden, weil auch dort die finanzielle Situation schwieriger geworden sei. Damit stünde der Dachorganisation in Hannover weniger Geld zur Verfügung.
Dem Bericht zufolge will die EKD kurz- und mittelfristig für 5,1 Millionen Mark leitende Stellen im Kirchenamt, bei Instituten der EKD, dem Büro des Rates in Bonn sowie Auslandspfarreien streichen. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen