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Unterm Strich

Ging, Gang, Gong: mehr Berlinale-Nachrichten. „Aids – und kein Ende in Sicht“ heißt ein Schwerpunkt-Thema in der diesjährigen Panorama-Reihe. Unter den sechs Spiel- und vier Dokumentarfilmen sind auch Produktionen aus Afrika und Spanien, die in diesem Zusammenhang bisher nicht präsent waren. Eine wesentliche Rolle spielt die „Red Hot Organization“ mit ihren Musik- Medien-Produktionen von Künstlern wie Jonathan Demme, Wim Wenders, Derek Jarman, Alex Cox oder Jim Jarmusch zum Thema Aids. Sie legen unter dem Motto „Red Hot on Film“ jetzt ihre ersten drei Kinofilme vor: den in Burkina Faso gedrehten Film „Afrique, mon Afrique“ von Idrissa Ouedraogo (Frankreich/Großbritannien), „Lazos“ von Alfonso Ungria (Spanien) und „Paradise Framed“ von Paul Ruven (Niederlande). Zum Schwerpunkt gehören auch die letzten Werke der 1994 an Aids gestorbenen Regisseure Derek Jarman, „Glitterbug“, und des Afroamerikaners Marlon T. Riggs, „Black Is...Black Aint‘“. Deutschland ist in der Reihe „Schauspieler-Filme“ unter anderem mit deutschen Jungstars vertreten. So spielen Jürgen Vogel, Andreja Schneider, Jasmin Tabatabai und Dani Levy in dem Film „Die Mediocren“ von Matthias Glasner. Weiter verschärft hat sich nach Angaben der Berlinale die Produktionssituation für die osteuropäischen Länder. In diesem Jahr konnten nur noch sechs Filme ausgewählt werden. Darunter sind der in Belgrad gedrehte „Dupe Od Mramora“ (Der Arsch aus Marmor) von Regisseur Zelimir Zilnik (Serbien), der 1969 einen Goldenen Bären in Berlin gewann, sowie der an Originalschauplätzen im zerstörten Vukovar entstandene Film „Vukovar poste restante“ von Boro Draskovic (Zypern/Italien). Ging, Gang, Gong.

Der deutsch-russische Streit um die Rückgabe von im Zweiten Weltkrieg verschwundenen Kulturgütern ist auf einer am Samstag zu Ende gegangenen New Yorker Konferenz eskaliert. Der Leiter des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Wilfried Menghin, zeigte sich nach seiner Rückkehr bestürzt über die starre Haltung der russischen Delegation, die ihre „abenteuerliche und unlogische Position“ in einem „stalinistischen Tonfall“ vorgetragen habe. Dies sei auch ein Rückfall hinter die deutsch-russischen Gespräche vom vergangenen Oktober in Mos-

kau. Einige russische Vertreter hatten nämlich die Ansicht vertreten, daß Rußland trotz bilateraler Vereinbarungen mit Bonn nicht unbedingt zur Rückgabe verpflichtet sei und meinten, es gehe um die Interpretation, ob der Abtransport deutscher Kulturobjekte nach Kriegsende überhaupt unrechtmäßig war. Bei dem Treffen war deutlich geworden, daß in russischen Museumsdepots und Privatsammlungen offenbar mehr vermißte Kunstschätze aus deutschen und europäischen Museen untergebracht sind als bisher angenommen. Vertreter russischer Kultureinrichtungen hatten Dias von Werken gezeigt, die bisher als verschollen oder zerstört galten. Darunter waren auch Arbeiten aus der Sammlung des Kupferstich-Kabinetts in Dresden. Der Moskauer Kunstprofessor Aleksej Rastogojev appellierte in New York an die russischen Museen, sich zu weiteren unrechtmäßigen „Verwahrungen“ von Kunstgütern zu bekennen, die während des Zweiten Weltkrieges nach Rußland verschleppt wurden. Wie das Bard Graduite Zentrum für Dekorative Kunst, das das Symposium veranstaltet hatte, weiter mitteilte, sorgten auch Dias von sieben Gemälden, die aus privaten ungarischen Sammlungen verschwunden waren, für eine große Überraschung. Sie sollen in diesem Jahr erstmals in Moskau ausgestellt werden und gehören zu einem „Schatz“ von insgesamt 130 Meisterwerken von El Greco, Goya, Degas, Renoir, Manet, Tintoretto und Corot.

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