: Zittern um Wiederwahl
■ Wahlsieger Ellis Huber mußte dennoch um seine Bestätigung bangen
Glaubt man dem Präsidenten, steht die Zukunft der Kammer auf dem Spiel: „Die Berliner Ärztekammer mit mir an der Spitze steht für die Fähigkeit, notwendige Gesetzesreformen aus eigener Kraft durchzusetzen.“ Sollte sein Kontrahent gewählt werden, „setzt sich ein Exponent des rechtskonservativen standespolitischen Flügels durch“. Hinter diesen Worten von Ellis Huber verbargen sich die letzten Züge des Wahlkampfes. Gestern in den späten Abendstunden wählten 90 Delegierte einen neuen Vorstand für die Ärztekammer.
Rein rechnerisch könnte es eng geworden sein für Ellis Huber, auch wenn seine „Fraktion Gesundheit“ aus der Kammerwahl im Dezember mit 35 Sitzen klar als stärkste Fraktion hervorging. Für seine Wiederwahl benötigte Huber 47 Sitze – der Koalitionspartner „Hausärzte BPA“ verfügt nur über zehn. Zwei Sitze fehlen. Hintergrund: Der „Marburger Bund“, traditioneller Koalitionspartner Hubers, war zu Beginn des Monats überraschend abgesprungen und hatte sich mit Hubers Gegenspieler Hans-Herbert Wegener zu Gesprächen getroffen. „Die Unterstützung eines neuen Präsidenten richtet sich nicht gegen Huber. Wir treten aber für eine paritätischere Mehrheitspolitik innerhalb der Ärztekammer ein“, erklärte Hermann Mahn vom „Marburger Bund“.
Damit unterstützt Mahn einen massiven Kritiker Hubers. Wegeners Liste „Aeskulap“ hatte die Politik der Ärztekammer, die sich immer wieder öffentlich für eine reformorientierte Medizin stark gemacht hatte, bereits im Vorfeld der Wahlen heftig kritisiert. „Wir wollen einen Präsidenten, der sein Amt nicht länger als Forum einer eitlen Selbstdarstellung zu Lasten der Ärzte mißbraucht“, erklärten sie vor der Wahl. Auch von der Kassenärztlichen Vereinigung war Huber, der seit jeher für eine ganzheitliche, patientenorientierte Medizin eintritt, vorgeworfen worden, mit seinen öffentlichen Äußerungen zur Honorarsituation den niedergelassenen Ärzten in den Rücken zu fallen.
Die von Wegener geführte Koalition von „Aeskulap“, „Marburger Bund“ und der „Berliner Integration“ vereinigt insgesamt 37 Stimmen. Die gestrige Wahl dürfte von den acht Delegierten der Listen ohne Koalitionsabsprache entschieden worden sein. Jeannette Goddar
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen