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Kein Konsens

■ betr.: „Mit Atomkraft läuft es nicht“, taz vom 18. 1. 1995

Gerhard Schröder sondiert derzeit, ob es einen großkoalitionären Energiekonsens geben kann. Folgerichtig führt er Gespräche vorrangig mit Vertretern der CDU/ CSU, der FDP und der Stromwirtschaft. Allen SPD-Parteibeschlüssen zuwider macht er sich für die Fortführung der Atomforschung stark. Hinter dieser Formulierung vermuten wir als AtomkraftgegnerInnen am Ende nichts anderes als das schlecht getarnte Ja der SPD zum Bau des Euroreaktors, der angeblich inhärent sicher sein soll.

Von daher ist es kein Wunder, wenn Schröder in den Gesprächen mit der Wirtschaft und zuletzt Edmund Stoiber (CSU) Gemeinsamkeiten entdeckt. Welch abenteuerliche Vorstellung eines Konsenses, der lediglich auf einer Lobbyistenabsprache basiert, die die atomfeindliche gesellschaftliche Grundstimmung ignoriert. Uns geht es um den Ausstieg aus der Atomenergie, und den erreicht man nicht mit einem Einstieg in den Bau neuer Reaktorlinien.

Das zweite große Thema neben dem Bestandsschutz bzw. Neubau der Atomreaktoren ist die Frage: Wohin mit dem Atommüll?

Wir sind uns unserer Schlüsselfunktion bewußt. Immer deutlicher kristallisiere sich nun heraus, daß die Brennelementzwischenlagerung ein Nadelöhr für die Entsorgung des Atommülls werde. Otto Majewski, Vorstandschef der Bayernwerke, hat seinerseits klargemacht, wie dringend notwendig dieser Baustein für die Atomkraftbetreiber ist, um einen Entsorgungsnachweis führen zu können.

Mit uns wird es auch in diesem Punkt keinen Konsens geben, eine Akzeptanz des Castor-Lagers Gorleben lassen wir uns nicht aufdrängen, denn sachliche Gründe verbieten aus unserer Sicht eine externe Dauerlagerung hochradioaktiven Mülls. Im Gegenteil: Die weitere Auseinandersetzung um Gorleben steht für viel mehr, sie steht symbolhaft für die Auseinandersetzung um die Atomenergie selbst. Das müssen wir leider auch den großen Umweltverbänden und den Bündnisgrünen ins Stammbuch schreiben, wenn sie beklagen, daß sie von den Konsensgesprächen ausgeschlossen seien. Joschka Fischer kann sich, wie schon bei der letzten Verhandlungsrunde, vorstellen, daß bei einem festgeschriebenen Ausstiegsfahrplan auch die Grünen eine Entsorgungsverantwortung übernehmen. Soll das heißen, daß er sich über unsere Position hinwegsetzen will? Wolfgang Ehmke,

Bürgerinitiative Umweltschutz

Lüchow-Dannenberg e.V.

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