: Nur Jüterbog raus
■ Noch keine Entscheidung für den Flughafen-Standort: Umweltprüfung für Sperenberg und Schönefeld
Das Rätselraten um den Standort für den geplanten Großflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) dauert an. Bei der Aufsichtsratssitzung der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) am Mittwoch abend ist erwartungsgemäß noch keine Entscheidung für den Standort des künftigen Flughafens gefallen. Es sei „nur eine Standortdiskussion geführt“ worden.
Offenbar ist jedoch inzwischen der Standort Jüterbog-Ost nicht mehr im Gespräch. Der Aufsichtsrat beschloß, eine Umweltverträglichkeitsprüfung lediglich für die beiden anderen ins Auge gefaßten Standorte Sperenberg und Schönefeld-Süd zu starten. Dies erfolge mit der Maßgabe, die Prüfung für einen Standort abzubrechen, wenn die Entscheidung für den BBI gefallen sei. Die Vorarbeiten für ein notwendiges Planfeststellungsverfahren würden „mit gebotener Eile fortgeführt“.
Als Entscheidungshilfe lag dem Aufsichtsrat eine von unabhängigen Gutachtern erarbeitete Finanzierbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudie vor, in der Sperenberg als künftiger Flughafen-Standort favorisiert wird. Nach einer „fundierten Sachdiskussion“ war jedoch noch eine Reihe von Fragen offengeblieben. Der Fragenkatalog soll innerhalb der nächsten zwei Wochen von der BBF-Geschäftsführung beantwortet werden. Diese Antworten sollen dem Aufsichtsrat und den Gesellschaftern, dem Bund sowie den Ländern Berlin und Brandenburg die „Basis zur Entscheidungsfindung“ liefern.
Gegen Jüterbog, das offensichtlich aus dem Rennen ist, hatte sich jüngst Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) ausgesprochen. Brandenburg favorisiert bisher Sperenberg, ebenso Berlins Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) und die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus.
Der Bund, der neben Berlin und Brandenburg BBF-Gesellschafter ist, hat sich noch nicht festgelegt. Ihm kommt eine Schlüsselrolle zu, weil er die Verkehrsanbindung des Flughafens finanzieren muß. Unter Hinweis auf Frankfurt/Main und München sowie den geplanten Ausbau des Warschauer Flughafens zu einem internationalen Drehkreuz wurde von Bonn auch der Bau eines kleiner dimensionierten Flughafens in Schönefeld ins Gespräch gebracht.
Unter gesamtwirtschaftlichen Gesichtspunkten zog der Gutachter Barclays de Zoete Wett auch ein Integrationsmodell aus Schönefeld-Süd und dem bestehenden Flughafen-Nord in Erwägung. Dies käme auch dem Bau der Airport-City in Schönefeld entgegen. Private Investoren verlangen, daß für diese Investition von 550 Millionen Mark Schönefeld-Nord in den nächsten zwanzig Jahren weiterbetrieben werden müsse. Unklar ist noch, welche Bedeutung dem nicht vorhandenen 24-Stunden-Betrieb in Schönefeld zukommt. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen