: Schnell Jobben übers Arbeitsamt
■ „Zeitarbeit“-Jobs gehen manchmal sogar in feste Anstellung über / Arbeitslosenquoteunverändert -t in Bremen jetzt bei 12,4 Prozent
Frank Puckhaber wollte „kurzfristig für zwei bis drei Wochen“ arbeiten, „aber nicht als Packarbeiter“. Der gelernte Bankkaufmann, jetzt Wirtschaftsstudent, war Verkaufsaushilfe bei Brinkmann und außerdem letztes Jahr einer von 70 Bremer Weihnachtsmännern. Frank Puckhaber ist einer von rund 100.000 Personen, welche die Zeitarbeitsvermittlung „Job“ vom Bremer Arbeitsamt in den zehn Jahren ihres Bestehens vermittelt hat, und zwar gemäß ihrem Slogan „schnell, flexibel, kostenlos“. Seit Januar sitzt „Job“ im neuen Großraumbüro in der Faulenstraße.
„Job“ ist jedoch kein Ersatz für die Arbeitsvermittlung des Bremer Arbeitsamtes. Dort wurde gestern auch die aktuelle Zahl von 34.834 Arbeitslosen im Bremer Arbeitsamtsbezirk bekannt gegeben, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 12,4 Prozent und einem leichten Anstieg im Vergleich zum Dezember (11,8 Prozent) und zum Januar 1994 (12,3 Prozent). Trotzdem verknüpft Jens Springhorn, Abteilungsleiter der Arbeitsvermittlung, mit „Job“ die leise Hoffnung, immer mehr Leute über Zeitarbeit in eine Festanstellung zu bringen. Daß dies schon in Einzelfällen funktioniert hat, können die sieben MitarbeiterInnen von „Job“ bereits bestätigen.
„Job“ vermittelt Aushilfs- und Vertretungsarbeit bis zu drei Monaten und auch Stundentätigkeiten auf der 580-Mark-Basis. Einerseits rufen Firmen – meist ganz kurzfristig – bei „Job“ an, wenn jemand krank geworden ist oder aber ein zeitlich befristetes Projekt gestartet wird. „Job“ gleicht diese Angebote dann mit einer Interessiertenkartei ab, in der alle Jobsuchenden aufgenommen werden, und das sind nicht nur Arbeitslose, sondern alle, die auf Zeit arbeiten wollen. Gut 1.500 Leute führt diese Kartei im Durchschnitt, jeweils rund ein Drittel StudentInnen, Arbeitssuchende aus dem kaufmännischen oder gewerblichen Bereich. Jetzt vor den Semesterferien sind es sogar 4.000 Studis.
„Handwerker fehlen uns oft, ansonsten wird die Umzugshilfe im Privathaushalt wie die Marketing-Fachkraft in mittelständischen Unternehmen gesucht“, berichtet Job-Vermittlerin Kerstin Steiner. „Wir brauchen fast ständig jemanden für den Verkaufsbereich“, bekräftigt Herr Prieß von der Karstadt-AG. „Und zu 99 Prozent klappt das auch.“ Ist jemand an einen Arbeitgeber vermittelt worden, schließt sie/er dort einen Arbeitsvertrag. Man kann sich dafür von „Job“ weiter beraten lassen, sollte es jedoch einmal Probleme, etwa mit der Gehaltszahlung, geben, hat „Job“ keine weitere Handhabe.
Werden Arbeitslose über „Job“ vermittelt, spart sich das Arbeitsamt für eine Zeit lang die Sozialleistungen. Außerdem ist man dort auch froh, wenn gerade Langzeitarbeitslose zwischendurch wieder Arbeitsluft schnuppern. Student Frank Puckhaber: „Man kriegt ja auch Kontakte, vielleicht mal für ein Praktikum.“ sip
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