Lediglich eine Zusage

■ betr.: „Berlin zahlt für KZ-Ge denkfeiern“, taz vom 1. 2. 95

Da haben Sie etwas danebengegriffen. Mit der Überschrift. Mit dem „Inhalt“ und überhaupt. Denn: Berlin zahlt eben noch lange nicht und also auch nichts für die Gedenkfeiern zur 50jährigen Wiederkehr des Datums der Befreiung der KZ Ravensbrück und Sachsenhausen. Es gibt lediglich eine Diepgensche „Zusage“ gegenüber dem Brandenburgischen MinPräs Stolpe. Und das war's dann auch schon. Diese Zusage ist kaum rechtswirksam. [...] Denn, so sagte doch der Senatssprecher Butz: „Wir haben zunächst unsere grundsätzliche Bereitschaft erkärt!“ So Ihr Schreiber. Nicht mehr, eher weniger. Denn, was von „Grundsatz“ und Bereitschaft dieser Diepgen-Mannschaft zu halten ist, wir wissen es nur zu gut. Oder?

Warum eine solche an die Jammerlinge jeglicher Art gerichtete Titelei? Natürlich sagen sich die von Zitterprämienabbau und Solidarabgabe ernsthaft belasteten BerlinerInnen angesichts einer solchen Überschrift: „Natürlich, wieder müssen wir zahlen!“

Das Gedenken dieser Tage der Befreiung ist zu wichtig für das Selbstverständnis aller Menschen unserer Tage, als daß es für eine solch billige Appellation an die DM-Opferängste leider nur zu vieler BerlinerInnen Platz und Zeilen in Ihrem Blatt geben dürfte.

Übrigens, wenn Berlin wirklich etwa zahlen sollte, was bedeutet das angesichts der engen Verquickung der ehemaligen Reichshauptstadt mit dem KZ-System! Weiß denn ein so eloquenter Schreiber, wie der Ihrige Herr Severin Weiland etwas über den „Nutzen“, den das 1945 untergegangene Berlin aus dieser Partnerschaft mit den Umland-KZ gezogen hat? Weiß er von den Außenlagern Sachsenhausens in eben der Reichshauptstadt mit den darinnen existierenden Industriekomplexen? Weiß er, daß die Bombenräumkommandos in den gestreiften Kutten auch fast ausschließlich aus KZ Sachsenhausen kamen? Diese Menschen haben, total unterernährt, ohne jegliche Fachkenntnisse das Leben vieler BerlinerInnen durch ihren Einsatz gerettet! [...] Ulf Müller,

Beirat in der Brandenburgischen

Gedenkstättenstiftung