: Unterm Strich
„Als ich davon hörte, fand ich überhaupt nichts dabei“, hat Spielberg den Kindern erzählt. Was er wohl von dem Richter aus New Jersey hält, der einige Kids, die antisemitische Sprühungen vorgenommen hatten, zur Strafe in „Schindlers Liste“ geschickt hat?
Eine Frau, die in Amerika 350 Pfund schwer ist – habe leider jetzt keine Zeit, Ihnen das umzurechnen, kann Ihnen aber versichern, daß das recht schwer ist – wollte ins Kino gehen, und geht überhaupt sehr gern ins Kino, und bringt sich, aus Gründen, die ein verständiger Mensch sofort einsieht, immer einen kleinen Extrastuhl mit (übrigens ist es so, daß in der Renaissance die Stühle in den Theatern und Kirchen verbreitert werden mußten, weil die Herrenmode plötzlich eine äußerst breite Pluderhose verlangte). Nun denken Sie sich: gerade, als sie in „Jurassic Park“ wollte, sagt doch der Kerl, dem das Kino gehört, sie solle abhauen mit ihrem Stuhl und den darauf zu setzenden dreihundertfünfzig Pfund! „I was crying like a little bitty kid“, sagte die Frau Deborah Birdwell. Und dann sagte sie noch „I call it size Nazism“. (Können Sie gleich anfügen an Ihre Liste von Sexism, Age-ism, Xingo-ism, taz-ism). Sprachs und ging vor Gericht und – gewann. Als sie dann schließlich drin war: „Es war schwer, mir das anzusehen, denn es hat mein Leben revolutioniert!“ Alle haben vor diesen Prozessen Angst. Seither wird Debbie verdammt gut behandelt: „Man, do I get good service! Everywhere I go“.
Ja, die Amerikaner. Wer keine Schneelawine hat macht sich eine Prozeßlawine. Künftig, so haben Bekannte von uns ausgerechnet, wird jeder zweite US- Bürger als Anwalt tätig sein. Wahrscheinlich kennen Sie die Geschichte von dem kleinen Hund und der Mikrowelle schon? Also: diese Frau hat einen kleinen Hund, einen Pudel oder was. Eines Tages ist es dem Hund kalt, da steckt sie ihn in die Mikrowelle für eine gute Weile. Und gibt ordentlich Stoff. Wie sie die Tür wieder aufmacht, ist der Hund logischerweise kaputt. Die Frau hat die Firma daraufhin verklagt: Man hätte draufschreiben müssen „Hier dürfen Sie Ihren Hund nicht reintun.“ Und was glauben Sie, hat die Frau bekommen? Recht!
Eine große Ausstellung zur Kunst des 20. Jahrhunderts ist in Berlin geplant, und zwar von einer sogenannten Zeitgeist-Gesellschaft, ein Wort, das ja eigentlich längst an die Pferde verfüttert gehört. Die Frage wird sein: Ist die Idee der Avantgarde eigentlich veraltet oder ist da noch was. Es fängt an mit Picasso, Matisse, Boccioni, Beckmann und plötzlich Bacon. Besonderes Augenmerk gilt Herrn Duchamps. Die Ausstellung soll im Sommer 1996 stattfinden.
Was oben im Artikel peinlicherweise unerwähnt blieb: Die Filme der Brüder Skladanowski, der Berliner Filmpioniere aus dem Jahre 1895, werden ebenfalls zu Beginn der Berlinale gezeigt, als eine zweite Weltpremiere.
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