: Hauptsache, das Geld kommt rein
■ Die Treuhand Liegenschaftsgesellschaft will „kaufmännisch handeln“ / Noch etwa 60.000 Immobilien sind im Angebot
Berlin (taz) – In der Schneeglöckchenstraße zwischen Mietskasernen residiert die Berlin-Brandenburger Niederlassung der TLG Treuhand Liegenschaftsgesellschaft mbH. Alle Fenster sind vergittert, zu DDR-Zeiten war hier ein Finanzamt zu Hause. Gestern zog Günter Himstedt, Vorsitzender der TLG-Zentrale, Bilanz über die letzten Jahre unter Aufsicht der Breuel-Behörde.
48.000 Grundstücke hat die TLG verkauft, insgesamt 50.000 Hektar. 40.000 Liegenschaften sind noch vorrätig, hinzu kommen 20.000 Immobilien von Betrieben, die noch abgewickelt werden. 16 Milliarden Mark hat die TLG seit ihrer Gründung 1991 eingenommen. Etwa ein Drittel des Geldes ist für die Auszahlung von Alteigentümern draufgegangen, die kein anständiges Konzept für ihr einstiges Eigentum vorweisen konnten oder wollten und deshalb entschädigt werden mußten. Fast jede dritte TLG-Liegenschaft ist restitutionsbelastet; insbesondere auf Innenstadtgrundstücke haben viele Alteigentümer Ansprüche angemeldet. Nur zwei Milliarden Mark aus den TLG-Verkäufen flossen in die Treuhand-Kasse, den Rest bekamen Betriebe, zu denen die Grundstücke früher gehört hatten.
Seit die Treuhand zum 31. Dezember aufgelöst wurde, ist die für die Verwertung von Immobilien zuständige TLG unmittelbar dem Bund unterstellt. „Die Zukunft wird etwas einfacher“, glaubt Himstedt. Mühsame Abstimmungsprozesse mit der Besitzerin seien nicht mehr notwendig, denn die TLG ist nicht länger Maklerin, sondern Eigentümerin der Grundstücke. „Wir können die volle Palette kaufmännischer Gestaltung zur Anwendung bringen“, sagt Himstedt. Das Ziel aber bleibe das gleiche: Der Wirtschaft Grund und Boden für neue Betriebe, Büros und Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Mit Einnahmen von etwa drei Milliarden Mark rechnet er noch bis zum Jahr 2.000. Die meisten attraktiven Grundstücke, insbesondere in Innenstadtlagen, sind bereits veräußert. „Wenn es keine Nachfrage mehr gibt, ist unser Auftrag erledigt“, sagt der TLG- Chef. Er rechnet damit in etwa fünf Jahren.
„Bei uns gibt es keinen Vorratskauf“, beschreibt Himstedt die Spielregeln. Wer ein Grundstück aus ehemaligem DDR-Volkseigentum haben will, muß ein Investitionskonzept mit Arbeitsplatzzusagen vorlegen. Allerdings ist der gebotene Kaufpreis das oberste Kriterium für die Liegenschaftsverwerter. Nur wenn mehrere Interessenten genau gleich viel Geld anbieten, entscheidet das bessere Konzept. Annette Jensen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen