Waffenstillstand für Tschetschenien vereinbart

■ Er soll aber nur für schwere Waffen gelten

Ordschonikidschowskaja (AFP/taz) – Unerwartete Wende in Tschetschenien: Neun Wochen nach dem russischen Einmarsch in Tschetschenien haben sich gestern Militärkommandeure beider Seiten auf eine sofortige Waffenruhe und den Austausch von Gefangenen geeinigt. Dies teilten der tschetschenische Kommandeur Aslan Maschadow und der Kommandeur der Truppen des russischen Innenministeriums in Tschetschenien, Anatoli Kulikow, in der inguschetischen Stadt Ordschonikidschowskaja mit. Allerdings soll nach Angaben aus Moskau die Waffenruhe nur für schwere Waffen gelten.

Kulikow sagte vor Journalisten, er habe die schwere russische Artillerie bereits angewiesen, das Feuer einzustellen. Außerdem habe ein Teil der russischen Streitkräfte mit dem Rückzug aus Grosny begonnen. Maschadow erklärte, die Verhandlungen sollten am Mittwoch fortgesetzt werden. Präsident Dudajew sei über den Gesprächsverlauf informiert. Das tschetschenische Verhandlungsangebot war erst am Sonntag der russischen Führung überbracht worden; bisher hatte sie alle derartigen Vorschläge stets zurückgewiesen. Ob die Vereinbarung jedoch umgesetzt wird, war unklar. Gestern gingen die Angriffe der russischen Armee auf die fünfzehn Kilometer südlich der tschetschenischen Hauptstadt gelegene Stadt Argun zunächst weiter. Auch über Details der Waffenruhe und des Gefangenenaustausches wurde nichts bekannt. Die dreistündigen Verhandlungen am Flughafen waren unter Vermittlung Inguschetiens zustande gekommen.

Überraschendes war gestern auch aus Moskau zu hören: Dort ernannte Boris Jelzin den für seine kritische Haltung zum Tschetschenien-Krieg bekannten russischen Vizeverteidigungsminister Boris Gromow zum „Militärexperten“ im Außenministerium. Gleichzeitig bleibt Gromow Vizeverteidigungsminister. Im Außenministerium soll er sich um die Militärkooperation mit den anderen Mitgliedsstaaten der GUS kümmern. Seite 8