: Echte Gangster, schöne Worte
■ „Hinaus in die Welt“ von Kyun-Dong Yeo (Forum)
Vor der Aufführung der turbulenten Gangsterkomödie „Hinaus in die Welt“ hatte sich deren Produzent Park Sang In vor dem Publikum entschuldigt, daß so oft das Wort „asshole“ vorkäme. Im Film kamen dann noch andere schöne Ausdrücke vor: „motherfucker“, „dickhaed“, auch des öfteren „bitch“.
Zwei junge Gangster sollen in einem Polizeibus in ein anderes Gefängnis überführt werden. Während des Transfers überwältigt eine Gefangenengruppe ihre Bewacher. Die beiden Helden, die sich anfangs nicht allzusehr mögen, haben keine Lust, sich den Ausbrechern anzuschließen. Also verlassen sie kurzerhand den Bus. Durch wundschöne koreanische Berglandschaften ziehen sie nach Seoul. Ein reicher Geschäftsmann, der jeden Kleinkriminellen am liebsten hängen sehen möchte, und seine sympathisch durchgedrehte junge Frau Hye-Jin nehmen die beiden in ihrem Auto mit. Den fiesen Unternehmer schmeißen die drei dann irgendwann raus.
Hye-Jin ist sehr beeindruckt, daß ihre beiden Begleiter echte Gangster sind. Händeklatschend schaut sie ihnen dabei zu, wie sie wütend eine Tankstelle auseinandernehmen. Sung Kun und Kyung Yong sind für sie „Butch Cassidy und Sundance Kid“, die in den wunderschön angekitschten Bildern ihrer Vorstellung auch kurz einmal vorbeikommen.
Äußerst komische Slapstickszenen reihen sich auf dem Weg „hinaus in die Welt“ aneinander. Da verdrischt das Trio ziemlich eklige Yuppiemachos, verliert das eine Auto, um ein anderes zu finden und klaut schließlich einen riesigen amerikanischen Militärtruck. In Seoul inszenieren die sympathisch- ungeschickten Gangster dann einen Banküberfall, der natürlich eher danebengeht. Via Fernsehen werden sie nun als Staatsfeinde Nr.1 von Militär und Polizei gesucht. Wohin sollen sie fliehen, wo Südkorea doch an drei Stellen von Wasser umgeben ist? Es bleibt also nur der Weg Richtung Nordkorea – und der Einstieg in eine zärtliche Dreiecksgeschichte. Am Ende werden die Gangster von Soldaten erschossen. „Hinaus in die Welt“ ist nicht nur eine quicklebendige Gangsterkomödie, sondern auch ein Road-Movie, das die gesellschaftliche Realität unter der jüngst erst zu Ende gegangenen US-gestützten koreanischen Militärdiktatur reflektiert.
Die tausend Anspielungen auf die koreanische Realität werden sich wahrscheinlich nur Koreanern erschließen; daß man in Korea mit Außenseitern nicht allzu freundlich umgeht, erfährt auch der ausländische Zuschauer. kuhl
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