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Ende eines Abkommens

■ Waffenstillstand in Tschetschenien erneut verletzt

Moskau (AFP/dpa) – Das russische Oberkommando sieht „angesichts der Verletzungen der Feuerpause durch die tschetschenische Seite“ keine Chance, den derzeit geltenden Waffenstillstand zu verlängern. Alle Möglichkeiten seien „erschöpft“, sagte der russische Befehlshaber, Generaloberst Anatoli Kulikow, gestern. Die Tschetschenen beschuldigten hingegen die russische Armee, die Waffenruhe verletzt zu haben. Die am Freitag vereinbarte Feuerpause war bis Sonntag 18.00 Uhr Ortszeit befristet. Ob die ursprünglich für gestern anvisierten weiteren Verhandlungen über die Verlängerung des Waffenstillstands stattfinden würden, blieb zunächst unklar. Vor allem am Samstag kam es südlich von Grosny zu Artillerie-Gefechten. Nach tschetschenischen Angaben attackierte die russische Armee am Samstag mit schwerer Artillerie die südlichen Viertel der Hauptstadt Grosny, wo sich weiterhin Unabhängigkeitskämpfer verschanzt hätten. In einer Erklärung hieß es, 80 tschetschenische Kämpfer seien am Samstag nachmittag mit Mörsern und Raketenwerfern angerückt und hätten versucht, Stellungen in Grosny zurückzuerobern. Erstmals gestattete die russische Armee den Tschetschenen, die gefallenen Kämpfer aus den Straßen von Grosny zu bergen.

Der russische Menschenrechtsbeauftrage Sergej Kowaljow hat erneut heftige Kritik am Kreml wegen seiner Weigerung, mit dem tschetschenischen Präsidenten Dudajew politische Verhandlungen zu führen, geübt. Diese „rigorose Haltung ist einfach absurd“. Moskau hatte Verhandlungen mit Dudajew abgelehnt, da er nicht legitimiert sei.

Unklar ist weiterhin, ob es am 8. Mai in Moskau zu einem Gipfeltreffen zwischen Bill Clinton und Boris Jelzin kommen wird. Nach Angaben von US-Außenminister Warren Christopher wird der Gipfel erst stattfinden, wenn der Tschetschenien-Krieg begelegt ist. Clinton sagte dagegen, es sei noch keine Entscheidung gefallen.

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