Stadtwerke völlig unproduktiv

■ Vernichtende Kritik einer Unternehmensberatung / Vorschlag: rund 500 Stellen abbauen / Vorstand will Vorruhestandsregelung ab 57 einführen

Die Bremer Stadtwerke haben ihre dringend überfällige Weiterentwicklung zu einem mordernen Dienstleistungsunternehmen verschlafen. Investitionen wurden jahrelang an der falschen Stelle getätigt. Gleichzeitig hat das Bremer Monopolunternehmen aber seinen unproduktiven Apparat so weit aufgebläht, daß zum Beispiel die Verwaltungskosten anderer vergleichbarer kommunaler Energieunternehmen um bis zu 30 Prozent unter den Bremer Kosten liegen.

Zu diesem vernichtenden Ergebnis kommt die Münchener Unternehmensberatung HBS Consulting, die in den vergangenen Wochen im Auftrag des Stadtwerke-Vorstands den Betrieb unter die Lupe genommen hat, in einem bisher noch unveröffentlichten Gutachten.

In einer Hausinformation hatte der Stadtwerke-Vorstand Ende vergangener Woche diese Tendenz der Begutachtung zwar angedeutet, die wichtigsten Kennziffern aber verschwiegen, insbesondere die im Gutachten enthaltene Zahl von rund 250 Arbeitsplätzen, die durch die überfällige hausinterne „funktionsbezogene Rationalisierung“ und weitere 250 Stellen, die durch Ausgliederung einzelner Betriebsteile eingespart werden könnten. Bis Anfang 1999 sollte dieses Ziel umgesetzt sein. In der Stadtwerke-Hausmitteilung heißt es dagegen lediglich allgemein: „Kostenseitig liegen die Stadtwerke Bremen bei spezifischen Kostenarten schlechter als vergleichbare Versorgungsunternehmen, d.h. die Produktivität ist geringer.“

Noch vor eineinhalb Jahren hatten Vorstand und Betriebsrat der Stadtwerke die Äußerung von Umweltsenator Fücks, 20 bis 25 Prozent der rund 3000 Stadtwerke-Beschäftigten seien für das Unternehmen verzichtbar, scharf zurückgewiesen. Doch genau in dieser Größenordnung bewegt sich nun auch die Einschätzung der Münchener Unternehmensberater. „Rund 60 Millionen Mark“, so der Stadtwerke-Vorstand, müßten künftig jedes Jahr mehr erwirtschaftet werden als bisher. Das entspricht einer Erhöhung des bisherigen Überschusses um 60 Prozent.

„Entlassungen werden nicht geplant“, versichert der Stadtwerke-Vorstand dennoch. Es werde jetzt jedoch über eine Vorruhestandsregelung – voraussichtlich ab 57 Jahren – mit dem Betriebsrat verhandelt, heißt es in der Hausmitteilung. Parallel dazu soll ein „effektives Personalmanagement“ geschaffen werden, um die notwendigen innerbetrieblichen Versetzungen zu gewährleisten.

„Personalabbau ist kein Zukunftskonzept“, erklärte gestern die ÖTV zu den Vorschlägen der Unternehmensberatung HBS Consulting. Notwendig sei bei den Stadtwerken vielmehr eine „Reform von unten nach oben“, bei der die Beschäftigten „verantwortlich an den Entscheidungsprozessen beteiligt werden“. Ase