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■ Angst vor UmweltschutzGipfelchaos

Stell Dir vor, in Berlin ist Klimagipfel, und keiner geht hin. Gut fünf Wochen vor dem Beginn der UNO-Konferenz hat der Senat nichts ausgelassen, die Megaveranstaltung dilettantisch in den Sand zu setzen. Schon jetzt steht fest, daß das geplante Volksfest aus Köstengründen platzt. Die „Klimameile“ im Lustgarten hat man gekippt. Und die zugesagte Förderung für Messestände kleiner Umweltgruppen wurde gestrichen. Während auf der Konferenz in Rio die ganze Nacht der Samba tobte, bleibt in Berlin vom Rahmenprogramm nur noch ein Schatten. Wie ein Witz mutet es an, wenn Umweltstaatssekretär Branoner die Schau mit „kurzfristigen Sachen an einem Tag“ retten will. Einem Offenbarungseid kommt gleich, daß sein zuständiger Senatskollege Lutz Wicke erst einmal, mit unbekanntem Ziel, verreist ist. Von Hassemers Versprechungen, den Gipfel zum Ereignis machen zu wollen, ist nur heiße Luft geblieben. Berlin hat, nach der Olympiabewerbung und den Weltmeisterschaften für Behinderte, erneut eine Pleite einzustecken.

Das Gipfelchaos hat viele Väter. Schlechtes Sponsoring ist einer davon. Statt ein professionelles Management einzusetzen, hat man drei Jahre Vorbereitungszeit gegammelt, als ginge es nicht um die Zukunft unserer Erde. Von Klima-Aufbruchstimmung in der Hauptstadt spürten die möglichen Geldgeber ebenso wenig wie die Berliner selbst. Kaum inhaltliche Vorgaben der Organisatoren und wenig öffentliche Gelder schreckten schließlich nicht nur den letzten Sponsor ab. Statt Mut zum Umweltschutz, pfiff es von den Dächern, haben die Angst vor dem Desaster. Da macht es nichts, daß die „Eispyramide“ schon quasi zusammenschmolz. Ihr Energieverbrauch kostete den einer Kleinstadt. Rolf Lautenschläger

Siehe Berichte auf dieser Seite und auf Seite 22

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