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Die grenzenlose Viecherei geht weiter

■ EU-Agrarminister ohne Einigung über Begrenzung der Tiertransporte

Brüssel (taz) – Österreichs Rinder und Schweine können nichts dafür, daß sie seit zwei Monaten plötzlich in der Europäischen Union sind. Deshalb ist es ihnen auch nicht zuzumuten, daß sie auf einmal grenzenlos geschunden werden sollen. Der Wiener Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer hat in Brüssel gemeinsam mit seinem deutschen Kollegen Jochen Borchert den französischen Kompromißvorschlag über eine Begrenzung der Viehtransporte als zu lasch zurückgewiesen. In vier Wochen geht der Streit voraussichtlich weiter.

Im kleinen Österreich dürfen Viehtransporte höchstens sechs Stunden dauern. In der EU versuchen die Agrarminister seit Monaten, die Tierquälerei auf den Autobahnen mit strengeren Vorschriften zu vermindern. Aber sie können sich nicht einigen. Besonders eng ist der Spielraum für den österreichischen Minister. Das Wiener Parlament hatte den EU-Beitritt mit der Auflage verknüpft, daß sich die einzelnen Fachminister vor jeder Entscheidung in Brüssel erst das Mandat des Parlaments abholen müssen. Bei den Viehtransporten bestehen die Abgeordneten darauf, daß die europäische Lösung nicht schlechter sein darf als die bisherige österreichische Regelung. Molterer muß nun in Wien darum kämpfen, den österreichischen Tierschutz aufzuweichen, damit die Tiere im übrigen Europa eine Chance bekommen, weniger qualvoll transportiert zu werden.

Italien und Spanien sperren sich indes gegen jegliche Einschränkung des Viehtourismus. Denn die dortigen Schlachthöfe sind darauf angewiesen, ihr Schlachtvieh von weither zu beziehen. In den nördlichen EU-Staaten stehen die Regierungen dagegen unter dem heftigen Druck von Tierschützern und Verbrauchern. Nach Angaben des französischen Agrarministers werden jährlich 20 Millionen Tiere über die Grenzen gekarrt. Bei den oft tagelangen Reisen gehen bis zu 15 Prozent der Tiere ein.

Die ursprüngliche Forderung der Bundesregierung, Viehtransporte nur bis zu acht Stunden zuzulassen, ist längst vom Tisch. Bonn ist flexibel. Wenn entsprechend lange Ruhezeiten zum Füttern und Tränken eingehalten würden, sagt Borchert, dann könne man auch über den Weitertransport reden. Doch der französische Kompromißvorschlag geht sowohl dem deutschen als auch dem österreichischen Agrarminister zu weit. Danach dürften die Tiere bis ans Ende der Welt gefahren werden, solange ein paar Ruhepausen eingehalten würden. Diese Pausen, so der Bundeslandwirtschaftsminister, seien einfach zu kurz. Alois Berger

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