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Briten gegen kontinentale Datennetze

■ Gemeinschaftsprojekt "Atlas" der deutschen und französischen Telekom-Gesellschaften stößt auf den Widerstand der EU-Kommission / Transatlantische Kooperation in der Tschechischen Republik

Berlin/Brüssel (taz/dpa/AP) – Auf dem Podium der G7 beschwor Al Gore das elektronische Weltdorf. Hinter den Kulissen waren die Großen der Branche auch in Brüssel dabei, ihr Terrain abzustecken. Streit in den gewohnten Grenzen der EU zeichnet sich ab. Die British Telecom beobachtet mit Argwohn die deutsch-französische Achse. Gestern hat sich auch der Kommissar für Wettbewerbsfragen Karel van Miert die Einwände der Briten zu eigen gemacht. Ihn stört vor allem, daß die deutsche und französische Telekom gemeinsam an einem europäischen Netzwerk aus Satelliten und Datenkabeln stricken. Dieses „Atlas“-Projekt könne in der jetzt geplanten Form nicht akzeptiert werden, sagte van Mierts Sprecher gestern in Brüssel.

Der Kommissar habe den deutschen und französischen Ministern am Rande des G-7-Treffens am Wochenende seine Kritik bereits mitgeteilt. Die deutsch-französische Allianz würde nach dem gegenwärtigen Stand der Analyse die bereits marktbeherrschende Stellung der beiden Unternehmen in ihren Herkunftsländern noch verstärken.

Einzelheiten müßten freilich noch geprüft werden, sagte van Mierts Sprecher. Die Briten hörten die Botschaft trotzdem mit Freude. Die British Telecom will mit Hilfe des Viag-Konzerns in den deutschen Kommunikationsmarkt einsteigen, sobald das Fernleitungsmonopol der Telekom fällt. Die EU-Kommission wird wahrscheinlich im Mai über den Atlas-Fall entscheiden. Zur Sprache kommen wird dann auch die Kooperation der deutsch-französischen Telekomschwestern mit der amerikanischen Telefongesellschaft Sprint. Mit runden sieben Milliarden Dollar wollen die beiden europäischen Gesellschaften bei Sprint einsteigen. Diese transatlantische Dreiecksallianz ist seit Monaten angekündigt, bei der EU bisher aber noch nicht zur wettbewerbsrechtlichen Prüfung angemeldet.

Transatlantisch operiert die deutsche Telekom aber auch ohne die Franzosen. Gestern hat sie mit der amerikanischen Telefongesellschaft Ameritech Corp. unter dem Namen „CeTel“ ein Angebot für eine Zusammenarbeit mit dem tschechischen Netzbetreiber SPT Telecom abgegeben. Das deutsch- amerikanische Konsortium will 27 Prozent der SPT-Anteile erwerben und in der Tschechischen Republik ein Netz für „Sprach-, Video- und Datenübertragung“ aufbauen. Die SPT Telecom solle bei dieser Gelegenheit in ein „wettbewerbsfähiges und kundenorientiertes Unternehmen“ umgewandelt werden – mangels eigener Erfahrung auf diesem Gebiet wird der amerikanische Partner wohl vor allem dafür gebraucht. nh

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