: Posten und Pöstchen
■ Ein grüner Innenminister? Die Begeisterung bei Hessens Ökos ist begrenzt
Frankfurt/Main (taz) – Das hätten sie gerne, die Bündnisgrünen aus dem sogenannten Frankfurter Kreis um Joschka Fischer, Rupert von Plottnitz, Daniel Cohn-Bendit, Tom Koenigs und Lutz Sikorski: Umweltminister von Plottnitz soll hessischer Innenminister und damit auch Polizeiminister werden. Nach dem überzeugenden Wahlsieg, so die Idee, müsse nun eine „Steigerung“ her. Das Ergebnis der Hessenwahl 1995 sei nur Meilenstein auf dem Weg zur Macht – nicht deren Höhepunkt.
Doch an der Basis und im Ministerium von Iris Blaul (Jugend, Familie und Gesundheit) regt sich Widerstand gegen die vor allem von Fischer und Cohn-Bendit geforderte Rochade. Spitzenkandidatin Blaul sperrt sich, in das Umweltministerium (ab-)geschoben zu werden. Denn daß es nach den Koalitionsverhandlungen mit der SPD mehr als zwei Ministerien für die Bündnisgrünen geben wird, daran glauben nur ausgemachte Optimisten – der neue Landtagsabgeordnete Tarik al Wazir (24) von der Grünen Jugend Hessen etwa.
Daß ausgerechnet der sozialdemokratische Innenminister Gerhard Bökel das klassische Innenressort für einen Grünen räumen soll, schmeckt auch Ministerpräsident Hans Eichel und seinem Fraktionschef Armin Clauss nicht. Eine Front aus Eichel, Clauss und Blaul gegen die Pläne der Macher bei den Bündnisgrünen beginnt sich zu formieren. Bleibt Rupert von Plottnitz also „nur“ Justizminister? Schlucken die Sozialdemokraten am Ende doch drei „weiche“ Ministerien für die Grünen: Familie, Jugend und Gesundheit, Umwelt und Energie und Justiz? Wer wird Umweltminister? Staatssekretär Rainer Baake vielleicht? Fragen über Fragen. Für die CDU steht fest, daß sich SPD und Grüne nur noch mit „Pöstchengeschiebe“ beschäftigten. Und das hätten CDU und FDP – hätten sie die Wahl gewonnen – ganz gewiß nicht getan. Karneval gibt es eben auch in Hessen. Klaus-Peter Klingelschmitt
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen