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Schlecker läßt Betriebsratswahlen zu

■ Überraschende Einigung mit HBV / Beschäftigte sollen besser behandelt werden

Memmingen/Ehingen (taz) – Die etwa zweiundzwanzigtausend Schlecker-Beschäftigten in Deutschland können erst einmal aufatmen. Völlig unerwartet hat der Ehinger Drogerie-Zar Anton Schlecker nachgegeben. Spätestens im Mai sollen auf Bezirksebene im ganzen Bundesgebiet Betriebsratswahlen durchgeführt werden.

Genau das wollte Schlecker bislang um jeden Preis verhindern. Eine gemeinsame Erklärung zwischen der Gewerkschaft HBV (Handel, Banken und Versicherungen) und Schlecker besagt, daß der Drogeriekettenbesitzer nicht nur Betriebsratswahlen zuläßt, sondern daß er sie sogar unterstützt und daß er seine Führungskräfte anweist, sich an die Vereinbarung auch zu halten. Mit am Verhandlungstisch in Düsseldorf saßen der Nürnberger HBV-Geschäftsführer Rolf Wagner und sein Mannheimer Kollege Anton Kobel.

Bei beiden war die Erleichterung groß, denn für die Mitarbeiterinnen wird das erhebliche Verbesserungen bringen. „Und zwar sowohl, was die Frage der Arbeitsbedingungen angeht, als auch in Sachen tarifgerechte Bezahlung“, ist sich Wagner sicher.

„Ich denke, daß der Druck auf Schlecker so groß war, daß er ein starkes Interesse daran hatte, die Vereinbarung unter Dach und Fach zu kriegen und damit endlich wieder aus den Schlagzeilen zu kommen.“ Beide Parteien einigten sich auch darauf, daß nach Unterzeichnung eines entsprechenden Tarifvertrags, der die Betriebsratswahlen regelt, die bisher von der HBV initiierten Wahlvorstände zurücktreten. Dann werden Wahlen auf der Bezirksebene durchgeführt. Die HBV hatte Politiker und Prominente mobilisiert, die sich als Paten für die Betriebsratswahlen zur Verfügung stellten, um Schlecker den Druck der Öffentlichkeit deutlich zu zeigen.

Die Strafanzeigen, die Abmahnungen, die zum Teil fristlosen Kündigungen, sollen laut HBV- Sekretär Manfred Wages in einer sogenannten Clearing-Stelle behandelt werden. In ihr sitzen Schlecker und Anwälte der Gewerkschaft. Man hofft, auf diese Weise die gekündigten Mitarbeiterinnen wieder in die Firma holen zu können. Bei aller Erleichterung heißt es nach den Worten von Anton Kobel freilich, nach wie vor wachsam zu sein. Denn bislang seien noch immer „die alten Leuteschinder bei Schlecker beschäftigt, die jahrelang äußerst schikanös mit den meist weiblichen Angestellten umgegangen sind“. Genau die müsse man im Auge behalten. Klaus Wittmann

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