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: Unterfordert

„Nobody is perfect“, ARD, Donnerstag, 15.05 Uhr

Ingolf Lück war anzumerken, wie sehr er sich auf seinen Gast Herbert Feuerstein freute. Schließlich versprach der Abwechslung vom tristen Moderatorendasein, das er seit einer Woche im Ersten fristet. Denn „Nobody is perfect“ ist tatsächlich genauso langweilig, wie es der Titel verspricht.

Auf völlig abwegige Fragen erhalten vier Kandidaten jeweils eine Karte mit vorgestanzten Antworten, von denen nur eine richtig ist. Gewinner ist, wer seine Formulierung glaubwürdig genug aufsagen kann, um das anwesende Studiopublikum von der Richtigkeit der Antwort zu überzeugen. Dann schlägt TED zu, und fertig ist die tägliche Spiel-Show.

Fragt sich nur, für wen eigentlich? Schließlich treffen sich um 15 Uhr die pensionierten Dauergucker beim Kaffeeklatsch von Ilona Christen, und die Kinder spielen draußen Streetball oder drinnen Gameboy.

Aber mit Ingolf Lück kann man's ja machen. Seit Jahren steht er bei der ARD in der Requisite herum und wartet auf seinen großen Auftritt. Immer wenn Not an Mann ist, entsinnt sich jemand seiner Begabung und schickt ihn auf Tournee durch die Studios. Dort darf er dann in Harald Schmidts Rateteam bei „Pssst!“ mitmachen oder den Hauptdarsteller in einem Aufklärungsfilm gegen Aids spielen.

Schade um ihn. Denn daß der einstige „Formel-1“-Moderator mehr kann, als im Kinderprogramm an der Ratewand zu stehen, beweisen die kurzen Überleitungen zwischen den sinnlosen Fragen. Sein Gespräch mit der Inhaberin eines Kondomladens war unterhaltsamer als alle Raterei. Ausführlich wies sie ihn in die Feinheiten des Gewerbes ein, um anschließend phosphoreszierende Präservative zu verschenken.

Auch der ersehnte Besuch von Herbert Feuerstein stimmte versöhnlich. Vielleicht kam es ja hinter der bonbonfarbenen Kulisse sogar zu einem ersten Arbeitsgespräch mit dem unterforderten Ingolf Lück. Schließlich hat Herbert Feuerstein seinen Partner gerade verloren.

Auch die ARD müßte nach Harald Schmidts Abgang zu Sat.1 allmählich erkennen, daß ihr Fundus an erträglichen Moderatoren ausdünnt. Zeit also, Ingolf Lück aus dem Gefängnis des Kinderprogramms zu befreien, bevor auch der vor lauter Quiz-Show-Frust zu den Privaten zieht. Oliver Gehrs