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Abenteuer am Schienenstrang

■ Castor-Gegner sägen Gleise nach Gorleben an / Vier Festnahmen und eine Verletzte

Lüchow (dpa/AP/taz) – In der Nähe der Verladestation am Ostbahnhof von Dannenberg versuchten Demonstranten gestern, mit Sägen und Hämmern Schienen zu demontieren und Gleise zu unterhöhlen, auf denen in Kürze der Castor-Atommülltransport ins Zwischenlager Gorleben rollen soll. Nach Rangeleien nahm die Polizei vier Leute vorläufig fest. Eine Demonstrantin wurde verletzt. Der Castor- Behälter mit Brennelementen aus dem Atomkraftwerk im baden-württembergischen Philippsburg soll über Dannenberg in das niedersächsische Gorleben gebracht werden.

Zweieinhalb Stunden nach Beginn der verbotenen „gewaltfreien Aktion“ in Dannenberg war es gegen 12.30 Uhr soweit. Per Megaphon rief eine junge Frau die rund 800 Atomkraftgegner auf: „Alle, die sich trauen, sollten jetzt zur Tat schreiten!“ Bewegung kam daraufhin nicht nur in die von Kleidung und Alter her buntgemischte Demonstrantenschar, sondern auch in mehrere Hundertschaften von Polizei und Bundesgrenzschutz. Den Atomkraftgegnern ging es darum, das Gleis unpassierbar zu machen, auf dem der „Castor“ rollen dürfte.

Die Castor-Gegner riskierten bei ihrem Aktionstag Geldstrafen, sahen ihr Tun aber als „notwendigen bürgerlichen Ungehorsam“ an. Unter dem Stichwort „ausrangiert“ hatten AKW-Gegner ihr Vorhaben öffentlich als Aktion des „zivilen Ungehorsams“ angekündigt. „Wenn ihr unser Leben nicht achtet, achten wir eure Gesetze nicht“, erklärten sie. Die Polizei hielt sich zu Beginn zurück: So konnten immer wieder einzelne Demonstrantengruppen, zum Teil unter den Augen der Beamten, mit Hämmern, Sägen und Schraubenschlüsseln den Schienen zu Leibe rücken. Kinder füllten Gleisschotter in Eimer, Erwachsene legten sich auf die Eisenbahnschienen und ließen sich dann wegtragen. Trupps des Bundesgrenzschutzes drängten die Castor-Gegner schließlich vom Bahngelände weg. Beide Seiten schienen am Ende mit dem Verlauf des Aktionstages zufrieden.

Vor Ostern dürfte es mit der Ankunft des Castor wohl nichts werden – schon aufgrund der Vorbereitungszeit, die die Polizei für den Transport ins Gorlebener Zwischenlager braucht. Die gestrige Schienendemontage war nur eine von mehreren geplanten Aktionen, die die BI Lüchow- Dannenberg angekündigt hat, seit sich die niedersächsische Landesregierung der Weisung aus Bonn gebeugt hatte. Mitte Februar hatte sich Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) im Streit mit Bonn um den Transport und die „geplante Quasi-Endlagerung abgebrannter Brennelemente in einer besseren Tennishalle“ (Griefahn) geschlagen gegeben. Zwar hielt Niedersachsen nach wie vor an seinen Sicherheitsbedenken fest. Aber der letzten Weisung von Bundesumweltministerin Merkel (CDU) wollte man in Hannover nachkommen.

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