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Bekehrter US-Rassist

■ Ex-Gouverneur entschuldigt sich

Berlin (taz) – Einer der rassistischsten US-Politiker der vergangenen drei Dekaden scheint geläutert: George Wallace, Ex-Gouverneur von Alabama, der vor dreißig Jahren den Bürgerrechtsmarsch der Schwarzen von Selma nach Montgomery brutal zusammenknüppeln ließ, entschuldigte sich am Wochenende für seine früheren Taten.

Bei der Abschlußkundgebung zu einem Gedenkmarsch, bei dem rund 200 Demonstranten die damalige Route der Bürgerrechtler nachgingen, hielt ein Helfer von Wallace für ihn eine Rede, in der er betonte, er habe in den letzten Jahren viel gelernt und sei nun ein anderer Mensch. Der heute 75jährige Wallace, der seit einem Attentat im Jahre 1972 im Rollstuhl sitzt und fast taub ist, saß laut einem Bericht der New York Times selbst nur still daneben.

Die meisten Demonstranten schienen dem ehemaligen Rassenfanatiker zu verzeihen: Seine Rede erhielt großen Applaus, und im Anschluß daran stimmten alle gemeinsam den Bürgerrechtsschlager „We shall overcome“ an.

Dabei war Wallace in den sechziger Jahren einer der schärfsten Gegner der Bürgerrechtsbewegung. 1963 stellte er sich höchstpersönlich vor das Tor der staatlichen Universität von Tuscaloosa, um zwei schwarzen Studenten das Betreten des Gebäudes zu verwehren. Kurz darauf legte er sich mit Präsident John F. Kennedy an und setzte die Nationalgarde Alabamas ein, um Schwarze von den öffentlichen Schulen fernzuhalten. Zum Thema Rassenunruhen pöbelte er damals in aller Offenheit: „Bumm! Bumm! Mitten in den Kopf! Einfach erschießen!“

Doch nicht alle Marschierer zeigten sich am Samstag versöhnlich. Rufus Vanable, der schon 1965 mitlief und den Einsatz von Wallace' Truppen damals am eigenen Leib zu spüren bekam, bemerkte: „Wenn er glaubt, hiermit sein Gewissen beruhigen zu können, bitte sehr. Ich jedenfalls möchte ihm nicht ins Gesicht sehen.“ Tanja Hamilton

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