: Mr. Ed, das Zugpferd
■ Heute in Bremen: drei Crossover-Bands aus Städten,die mit „B“ beginnen
Gleich drei deutsche Crossover-Bands, die aus Städten kommen, die mit B anfangen, spielen heute abend - passenderweise in Bremen. „Such A Surge“ aus Braunschweig, „Mr. Ed Jumps The Gun“ aus Berlin und „trieb.“ aus Bielefeld beschallen ab 20 Uhr das Tivoli mit jener rührigen Musikrichtung zwischen HipHop und Heavy Metal, die man eigentlich tot glaubte, seit „Faith No More“ als Aushängeschild der Crossover-Szene Soul machen und auf deutschen Blödel-Hit-Samplern vertreten sind.
Eigentlich waren wohl die dreisprachig (englisch, deutsch, französisch) textenden „Such A Surge“ als Haupt-Act gedacht. Sie durften immerhin gerade ihr Major-Debüt in Amerika aufnehmen und auf Sony veröffentlichen und absolvierten einen imagefördernden Gig im Jugendknast Blockland. Schon oft genug haben sie selbst als Vorgruppe gedient, beispielsweise bei ,,Mucky Pup“ und „Biohazard“. Trotzdem dürften „Mr. Ed Jumps The Gun“ - benannt nach dem sprechenden Gaul einer US-Fernsehcomedy - das Zugpferd des Abends sein. Schon einige Jährchen sind sie mit ihren Kleiderspenden-Outfits, Hänsel-Hornbrillen und Zweirädern Lieblinge der mofafahrenden Berliner Jugend. Der Rest der Republik nimmt sie wahr, seit MTV erklärt hat, daß sie ,,hot in Germany“ seien. Ihre ebenso unoriginelle wie eingängige Cover-Version ,,Wild Thang“ wurde durch gnadenlosen Dauereinsatz auf beiden großen Musikkanälen zum Hit. Ihre Songs konstruieren sie getreu nach der Crossover-Fibel: ,,Nirvana“-Riff rauf und runter gespielt, dazu ,,Beastie Boys“-Gequake und Gröhl-Refrains und schon hüpft jeder auf und nieder. Klappt immer.Trotz musikalischer Uneigenst'ändigkeit sind die quirligen Backpfeifengesichter aber als englisch textende deutsche Band immer noch sympathischer als humorlose Poeten-Poseure wie ,,Fury in the Slaughterhouse“ oder die ekligen Fake-Amis ,,H-Blockx“. ,,trieb.“ werden wohl als Außenseiter des Abends gelten. Immerhin sind sie die einzigen im Bunde, die sich komplett deutschen Texten verdingt haben.
Andreas Neuenkirchen
Heute abend, 20 Uhr im Tivoli
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