piwik no script img

Stand-by-Truppe für die UNO

■ SPD-Bundesgeschäftsführer Verheugen fordert im taz-Gespräch ein neues Blauhelmkonzept

Berlin (taz) – Wo liegt die Schmerzgrenze für die SPD, wenn es gilt, über deutsche Blauhelm-Einsätze zu beschließen? Günter Verheugen, Bundesgeschäftsführer der Partei, gibt sich da ganz entschieden: „Die Bundeswehr darf Peacekeeping-Aufträge für die Vereinten Nationen übernehmen. Peaceenforcement, also Friedenserzwingung – das ist ja ein Euphemismus für Krieg – oder gar ein Krieg mit UN-Mandat wie am Golf ist mit uns nicht zu machen.“

Eine Deckung des Rückzugs der UN- Truppen aus Kroatien unter UN-Mandat ist für Verheugen noch ein Teil einer Peacekeeping-Mission. „Out-of-area-Einsätze der Nato ohne UN-Mandat wären für die SPD keinesfalls tolerierbar“, versichert Verheugen der taz.

In diesem Zusammenhang kritisiert der Bundesgeschäftsführer die Absicht von Verteidungsminister Rühe, Blauhelme aus den Einheiten der Krisenreaktionskräfte zu stellen, auf die hin die Bundeswehr derzeit umstrukturiert wird. Allerdings, so Verheugen mit Blick auf eine künftig mögliche SPD-Regierung: „Die Krisenreaktionskräfte sind integrierte Streitkräfte der Nato. Da kann man nach einem Regierungswechsel nicht einfach wieder aussteigen.“ Verheugen favorisiert ein anderes Modell: „Meine Vorstellung ist seit langem, Blauhelme gesondert auszubilden – das könnte man sogar außerhalb der Bundeswehr machen –, um den Wunsch der UN zu erfüllen und deutsche Stand-by-Truppen für Peacekeeping auf Dauer bereitzustellen.“ Im Gegensatz zu Rühe ist Verheugen nämlich der Ansicht, daß ständig eine Truppe zur Verfügung der Vereinten Nationen gehalten werden müsse. Interview Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen