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Unterm Strich

Wenn es Ihnen so gut wie der Kurzmelderin gelingt, Ihr Gesicht so recht bernhardinisch zu knautschen, könnten auch Sie gewiß einen passablen Nixon abgeben; aber da sind Sie ein wenig spät, denn Antony Hopkins ist bereits von Oliver Stone angeheuert und Sie wissen ja, was das heißt, Mann. Während Variety sich noch wundert, haben wir längst rauchig gehustet und kennerhaft abgewunken: Natürlich ahnten wir, daß Stones Nixon-Porträt positiv sein würde; wetten, der serviert uns Tricky Dick für 42 Millionen Dollar als verhinderten Verhinderer des Vietnam-Krieges? Von Dämonen bezutzelt? Jedenfalls gibt Bob Hoskins of all people J. Edgar Hoover als einen widerlichen Mann, „dessen Hunger nach schmutziger Wäsche nur noch von dem nach kleinen Jungs übertroffen“, göbelt Variety. Wie schon in JFK, Sie werden sich erinnern, da war auch das Louisiana Schwulen-Milieu letztlich Schuld am Niedergang eines ansonsten prima Kerls. Konsequenterweise ist auch in Nixon Watergate nicht der ausschlaggebende Grund dafür, daß der prima Kerl abtreten muß. Das Script legt nahe, daß es viel dunklere Kräfte waren, unter anderem „foreign policy“, was immer das sein mecht', Coups und Anschläge, zu denen auch der an Kennedy gehört haben könnte. Die Produktion der Chose soll im Mai in Washington und Los Angeles beginnen.

Das New York Underground Film Festival hat charmanterweise einen shot-by-shot- Vergleich von Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ mit Ringo Lams „City on Fire“ in letzter Sekunde abgesetzt, mit dem Film also, von dem Tarantino zugegebenermaßen sich hat beeindrucken lassen, wogegen ja nun wohl auch beim besten Willen nichts zu sagen ist. Aber Miramax soll interveniert haben, womöglich haben die sich das sogar einiges kosten lassen, und da muß man sich dann doch einfach hinlegen. Es gehen Gerüchte, Miramax hätte ein paar tote Fische geschickt in einem Paket. Sie hätten sie ja auch nicht gut mit dem Boten schicken lassen können. Sonst hätte doch der Bote – das Personal nimmt sich ja heutzutage so einiges raus – der hätte doch dann gleich gesagt: „Was, ich soll zwei tote Fische da hintragen? Das lehne ich ab! das prangere ich an! Das mach ich nicht.“

Daß die Menschen immer mit Tierkadavern erschrecken müssen, wenn man auch an Der Pate denkt. Findet einer einen Pfer

dekopp morgens im Bette, das ist nicht nette.

Neuerdings hat sich ja als Überleitung zwischen komplett inkompatiblen Gesprächsblöcken eingebürgert, „von dem her“ zu sagen, einfach so. Nicht schön ist dagegen „von der Sache her“.

Die auswärtige Kulturpolitik muß 1995 ganz erheblich sparen. Fast jede zehnte Mark wird gestrichen. Betroffen sind alle Trägerorganisationen von den Goethe-Instituten über die Humboldt-Stiftung bis hin zum Deutschen Akademischen Austauschdienst. Es handelt sich hierbei um Aufwendungen, die Deutschland für die Eigenwerbung im Ausland aufbietet. Gekürzt um 8,4 Prozent betragen sie nun nur noch 460 Millionen Mark. Gleichzeitig gilt für die Trägerorganisationen der einprozentige Stellenabbau. Für die Goethe-Institute bedeutet das, daß sie mit einem Drittel weniger auskommen müssen.

Und wieder ist es geschehen: Als heute morgen mißtrauisch gewordene Reinigungskräfte die taz-Kinoredaktion erbrachen, fand sich eine unter dem Tisch zusammengekrümmte Kinoredakteuse, die von einer Welle des Selbstmitleids an den unteren Rand des Schreibtischs gepreßt ward. Sie hatte nämlich früh die Tickermeldung gefunden, daß der nichtsnutzige Stargate, eine Scheußlichkeit von einem Film, mit diesem scheußlichen James Spader, bei dessen bloßem Anblick man sich irgendwie schon beschmutzt fühlt, daß dieser „Film“ im Nullkommanix auf Platz 1 gelandet war. Dicht gefolgt von Nell, naja, da gehen die Meinungen in Liebe und Respekt auseinander, aber dann kommt gleich Highlander 3 – die Legende und das ist dann der Moment, wo man sich als Kinoredakteuse fragt, ob man nicht doch lieber Tankwart geworden wäre. Einmal volldanken bitte.

Was wir hingegen schon ahnten, ist, daß Robert Zemeckis mit seinem „Forrest Gump“ außerordentlich gute Chancen bei der auf uns zurollenden Oscar- Nacht hat, wo er doch jetzt auch noch den Preis der New Yorker Director's Guild bekommen hat.

Harry Belafonte tritt in drei Filmen auf, und zwar als erstes in White Man's Burden mit John ! Travolta !!!, anschließend Kansas City, schon deutlich weniger apart, mit Kim Basinger und Jennifer Jason Leigh, wo er einen Schuft gibt. Was anderes wird ihm in der Konstellation nicht übrig geblieben sein.

Robert Redford, der sich die Fingerchen offenbar noch nicht genügend verbrutzelt hat mit der Verfilmung des tatsächlich Vorgefallenen, möchte nun eine Anwaltsgeschichte verfilmen, Anwälte nämlich, die um die Aufdeckung von Leukämie-Fällen kämpfen. Da wird ordentlich gerechtelt werden, was aber auch nicht verhindern konnte, daß Antrony Hopkins nun doch Picasso spielen darf. da bleibt uns zum trost nur noch zu berichten, daß Mel Brooks einen Dracula- Film in der Röhre hat, der den Titel Dracula, Dead and Loving It tragen wird.

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