: Mit Erdbürgerbewußtsein die Angst bekämpfen?
■ betr.: „Bildung von Erdbürgerbe wußtsein“ von Stefanie Christ mann, taz vom 7. 3. 95
Wann hat Frau Christmann das letzte Mal eine Schule von innen gesehen? War es damals ein altsprachliches Gymnasium? Die „neuen“ Inhalte, die sie z.B. für das Fach Geographie, alternativ zu den ihrer Meinung nach tatsächlich momentan vermittelten vorschlägt, haben längst Einzug in die Schule gehalten. Es wird in unzähligen Erdkundestunden darüber diskutiert, daß wir uns „mit Eskimos und Sahelbewohnern ... eine Welt teilen“.
Ihre vermeintlich neue Themenliste für den Geographie- oder Geschichtsunterricht könnte aus den aktuellen Richtlinien und Lehrplänen abgeschrieben sein.
Unbestritten sei, daß viele Kinder und Jugendliche (berechtigte) Angst vor ihrer Zukunft haben. Ob diese Angst aus den täglichen Bildern über „Artensterben, Vergiftung der Natur ... Krieg um Rohstoffe“ resultiert, wage ich zu bezweifeln. Kaputte Familien, mangelnde soziale Bindungen, Leistungsdruck etc. dürften eher die Gründe für Verunsicherung, Orientierungslosigkeit und Ängste sein.
Was nützt einem Kind „Erdbürgerbewußtsein“, wenn Mutter und Vater nicht zur Verfügung stehen. Mut und Selbstvertrauen wird zuerst durch Unterstützung im engen sozialen Umfeld erreicht. Das „Bewußtsein“, den Kindern in New York gehe es auch nicht besser, hilft hier nicht weiter. Die Mängel an sozialen Beziehungen kann die Schule nur unzureichend beheben, die Probleme liegen auf jeden Fall wesentlich tiefer, als daß sie durch eine (sowieso schon erfolgte) Änderung von Lerninhalten und Lernformen beseitigt werden könnten. Klaus Haves, Münster
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