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Der Ehrliche ist immer der Dumme

■ betr.: „Ethik ist etwas anderes als Gemeinsinn“, taz vom 7. 3. 95

Es tut verdammt gut, in dieser immer trauriger werdenden Zeit die Aufsätze von Sibylle Tönnies zu lesen. Schon lange kommt es nicht darauf an, neue Erkenntnisse zu gewinnen: Alles ist unzählige Male gesagt worden. Es kommt darauf an, einfach bei den ganzen Schweinereien nicht mitzumachen. Diese Entscheidung muß jeder mit sich selbst abmachen, da auch die entsprechenden Konsequenzen allein ertragen werden müssen. Moral, ethisches Empfinden und Rationalität schließen sich doch nicht aus. Jeder, der ein bißchen nachgedacht hat, weiß, die Widersprüche bestimmen das Leben. Die Veränderungen zum besseren Leben für uns alle entstehen nicht durch dieses widerliche Gesellschaftsspiel materiell abgesicherter Töchter und Söhne aus dem (vielleicht ehemals linken) Bildungsbürgertum, sondern auf der Ebene des Banalen. Zum Beispiel, indem ein gutverdienendes (sozialistisches) Pärchen seinen Dreck nicht von schlecht bezahlten Hausangestellten wegmachen läßt. Es ist Ausdruck unserer völlig weggedrehten Kultur, daß diejenigen, die verläßlich und ehrlich sein wollen, als Idioten gelten. Manfred Burazerovic, Essen

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