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Putschversuch in Baku

■ Chef meuternder Polizisten getötet

Moskau/Baku (dpa/afp/taz) – Der Chef der meuternden aserbaidschanischen Sonderpolizei, Rowschan Dschawalow, ist gestern morgen bei Kämpfen mit Regierungstruppen in Baku getötet worden. Das berichtete die russische Agentur ITAR-TASS. Die Regierungstruppen der ehemaligen Sowjetrepublik hatten die Kaserne der Polizeisondertruppen Opon in der Nacht angegriffen. Zuvor war ein Ultimatum der aserbaidschanischen Führung, die Waffen niederzulegen und die Sondereinheit aufzulösen, abgelaufen.

Der erste Versuch, die Meuterei niederzuschlagen, war in der Nacht zum Donnerstag ergebnislos geblieben. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax dauerten die Kämpfe gestern morgen an. Beide Seiten setzten Maschinengewehre und Granatwerfer ein. Bei den Gefechten seien auch Zivilisten umgekommen, hieß es. Über ihre Zahl lagen keine Angaben vor.

Präsident Geidar Alijew hatte am Dienstag die Auflösung der Sondertruppe befohlen und deren Befehlshaber, den Stellvertretenden Innenminister Rowschan Dschawadow, entlassen. Alijew warf Dschawadow vor, einen Putsch zu planen. Im Herbst letzten Jahres war es bereits zu einem ersten Putschversuch des damaligen Ministerpräsidenten Guseinow gegen Präsident Alijew gekommen. Als Hintergrund der Auseinandersetzungen wird in beiden Fällen vermutet, daß Rußland versucht, in Aserbaidschan Verbündete zum Sturz von Alijew zu finden. Alijew weigert sich seit seiner Amtseinsetzung im Juli 1993, Rußland in großem Umfang an der Ausbeutung aserbaidschanischer Ölquellen im Kaspischen Meer vor Baku zu beteiligen. Statt dessen hat er einen Vertrag mit einem westlichen Ölkonsortium unterzeichnet.

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