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Wenn die Hasel beißt

■ Dauerregen rettet Triefaugen / Cortison hilft soll auch helfen

Frühlingszeit, schöne Zeit, von wegen! So manche, die sich gerne vom Hafer stechen lassen will, hat mit ganz anderen Pflanzen zu kämpfen, wenn sich die Sonne wieder heraustraut. Das ist nämlich die Zeit, in der erst die Haselnuß beißt und die Erle dazu, und nicht mehr lange hin, dann tritt die Hauptfeindin auf den Plan: die Birke. Allesamt Frühblüher, im Fachjargon, die ersten Quälgeister für alle Heuschnupfengeplagten. Da freut man sich auf das Ende des Winters und kann der erwachenden Pracht nur triefäugig und als DauernieserIn begegnen. Der Frühling hat begonnen, die AllergikerInnen gehen auf – und davon, nichts wie hin zur nächsten Hautärztin.

Dr. Eva Ramsauer ist Hautärztin, und zwar die oberste in Bremen: Landesvorsitzende des Berufsverbandes der DermatologInnen. Sie ist die Schutzpatronin aller HeuschnupflerInnen, seit Jahren betreibt sie den Pollenflug-Vorhersagedienst. Was auch immer über Radio oder die Telefonanfrage des Wetteramtes bekanntgegeben wird – alle Informationen gehen über Eva Ramsauer. Sie betreut in Bremen Nord eine Pollenfalle und kann ziemlich genau informieren, warum jetzt gerade die Nase läuft.

Das schlechte Bremer Wetter hat Vorteile: Der Dauerregen hält die Pollen unten, aber wehe, wenn die Sonne kommt. Doch auch dann gibt es Hoffnung, selbst für eine ganze Reihe von den schlimmsten Fällen, erzählt Eva Ramsauer. Für die leichten Fälle sowieso. Die können sich mit Tabletten, Sprays und Tropfen über die Runden retten. Wenn die allergischen Reaktionen nicht heftiger werden, kommen die meisten mit den einfachsten Hilfsmitteln aus. Schlimmer wirds, wenns schlimmer wird. Aber auch da hält die Fachfrau ein Mittel bereit, allerdings eines, bei dem so mancher PatientInn die Haare zu Berge stehen. Cortison. Eva Ramsauer: „Wenn jemand nur auf Birkenpollen so heftig reagiert, dann ist es besser, er schluckt über diese doch begrenzte Zeit Cortison.“ Denn: „Cortison ist besser als sein Ruf, das können Sie ruhig mal schreiben.“

Wenn auch das nichts mehr hilft, dann beginnt die wirklich harte Mühle. „Bei den ganz schweren Fällen müssen wir dann eine Hyposensibilisierung durchführen“, sagt die Ärztin. Über drei Jahre bekommt die PatientIn in regelmäßigen Abständen Spritzen. „Und wir erwarten eine optimale Mitarbeit der Patienten: kein Turnen, keine Sauna, kein Alkohol am Tag der Spritze.“ Sonst kann die Behandlung gefährlich werden. Doch auch die hat Grenzen. Wenn die PatientIn schon neun Jahre stark leidet, dann ist der Allergie auch mit Spritzen nicht mehr beizukommen.

Informationen holt man sich am besten in den Hautarztpraxen. Eva Ramsauer: „Jede Firma, die ein Mittel vertreibt, hat Informationsmaterial herausgegeben. Das sind tausende. Schreiben Sie ruhig mal was Gutes über die Hautärzte.“ Versprochen. J.G.

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