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Quarzhandschuhe für den nötigen Bums

■ Disziplinarische Vorermittlungen gegen Polizisten, der an Kollegen Ausrüstungsteile und Spezialhandschuhe verkaufte

Das Schreiben des Polizeibeamten Sascha F. warb einfühlsam in eigener Sache. „Aufgrund der zunehmenden Gewaltbereitschaft, die ich bei jedem Dienst erfahre, habe ich mir Gedanken über die Ausstattung der Einsatzkräfte gemacht.“ Den „lieben Kollegen“ bot er in einem beigefügten Katalog nicht nur eine schußsichere Weste made in USA an („Lieferzeit vier Wochen“), sondern auch „weitere Artikel, die den Dienst der Einsatzkräfte erleichtern sollen“.

Darunter waren außer einer „Funny Pack Bauchtasche“ für die Dienstpistole P6 auch sogenannte Quarzhandschuhe. Deren Spezialität, so heißt es in dem der taz in Auszügen vorliegenden Katalog: Die an den Knöcheln mit Quarzsand gefüllten Lederhandschuhe schützten „die Hand vor Verletzungen und sorgen für den nötigen ,Bums‘“. Gewicht pro Paar: 572 Gramm, Preis 91,30 Mark. Gegen den Polizeibeamten der Direktion 2 (Spandau, Charlottenburg, Wilmersdorf) laufen derzeit disziplinarische Vorermittlungen wegen des „Verdachts der Überschreitung einer Nebentätigkeit“, bestätigte die Sprecherin der Polizeipressestelle, Gabriela Gedaschke, gestern.

Die Senatsverwaltung für Inneres zeigte sich über den Vorfall erstaunt. Es sei „unüblich“, daß sich Polizeibeamte zusätzlich privat ausrüsteten, meinte der Sprecher der Innenbehörde, Thomas Raabe. Zumindest bedürfte dies der „ausdrücklichen Zustimmung“ durch den Dienstherren. Bei dem vorliegenden Fall habe es offenbar eine Vermengung von „privaten und dienstlichen Obliegenheiten“ gegeben.

Sascha F. will seit den „Vorfällen in der Direktion 5“ im August 1994 nicht mehr an seine Kollegen verkauft haben. Damals waren zehn Beamte einer Kreuzberger Hundertschaft vom Dienst suspendiert worden, nachdem ihnen unter anderem bei Festnahmen von Ausländern Körperverletzung im Amt vorgeworfen worden war. Bei anschließenden Durchsuchungen stießen die polizeilichen Ermittler bei ihren Kollegen auch auf präparierte Handschuhe und private Schlagwerkzeuge. Die belasteten Beamten der Direktion 5 habe er nicht mit Handschuhen beliefert, versichert Sascha F. gegenüber der taz: „Das muß aus einer anderen Quelle kommen.“

Offenbar war bis zum Sommer letzten Jahres gang und gäbe, was die Innenverwaltung und Polizeiführung lange Zeit hartnäckig dementierten: daß seit längerem innerhalb der Behörde mit Zusatzausrüstungen privat gehandelt wird. Denn nach Angaben von Sascha F. forderte ihn sein Dienstherr erst im Sommer 1994 auf, den Katalog nicht mehr anzubieten. Dies sei geschehen, nachdem die mutmaßlichen Mißhandlungen von Ausländern durch Kreuzberger Beamte öffentlich diskutiert wurden. „Man hat sich an solchen Dingen festgebissen wie den Quarzhandschuhen“, so der Beamte. Daß die Handschuhe – wie im Werbetext versprochen – im Alltag für den „nötigen Bums“ sorgen, möchte Sascha F. heute als Hilfeleistung verstanden wissen: „Sie können eine Autoscheibe einschlagen und so jemand retten. Sie können damit natürlich auch zuschlagen. Das aber bleibt dem Gewissen jedes einzelnen Beamten überlassen.“

Sein Kleingewerbe will Sascha F. mittlerweile seiner Frau übertragen haben. Kunde sei nun vorrangig die private Sicherheitsbranche. „Die boomt ja“, freut sich Sascha F. für seine Gattin Martina. Severin Weiland

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