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„Schröder macht uns blöder“

■ 10.000 SchülerInnen demonstrieren in Hannover gegen Streichung von Lehrerstellen

Hannover (taz) – „Bildungstod – Wir sehen rot“, so skandierten gestern immer wieder rund 10.000 SchülerInnen auf dem hannoverschen Opernplatz. Sie trugen „Bildungssärge“ und Holzkreuze, waren zumeist schwarz gekleidet, aber ansonsten mit ihren Trillerpfeifen und Kochtopftrommeln exzellenter Stimmung.

Anlaß für die Schülerdemo, die sich anschließend in Richtung Bannmeile bewegte, waren die abschließenden Beratungen im niedersächsischen Landtag über den Haushalt 1995 und 1996, mit dem die SPD 1.200 Lehrerstellen streichen will. Im Jahre 1998, so rechnete es auf der Kundgebung ein Gymnasiast vor, wird es in Niedersachsen dann etwa 80.000 Schüler mehr als heute geben, gleichzeitig aber 2.000 Lehrer weniger. Grund genug für die jungen Demonstranten, unter denen sich tatsächlich kaum ein Erwachsener befand, mit einer Trauerrede „Abschied von der langjährigen Freundin Bildung“ zu nehmen. Aufgerufen zu der Demonstration hatten der Landesschülerrat, die Grüne Jugend Niedersachsen und die Schüler- Union.

Auf ihren Transparenten nahmen die SchülerInnen vor allem den niedersächsischen Ministerpräsidenten aufs Korn. Neben „Schröder macht uns blöder“ oder „Blond, blöder, Schröder“ verwiesen andere Parolen auf die orthographischen Folgen der Schröderschen Bildungspolitik: „Warum Shule – ich wärt Minnisterpäsident“, war da etwa zu lesen.

Die gestrige Demonstration in Hannover bildete den Höhepunkt dreier Aktionstage gegen den Bildungsabbau der Landesregierung. Schon am Dienstag waren in verschiedenen niedersächsischen Städten insgesamt 16.000 Schüler auf die Straße gegangen, allein in Wolfsburg demonstrierten 4.000.

Während der Aktionstage wurden Schulen rund um die Uhr besetzt, in einigen Städten blockierten die Schüler auch Straßen. An einem hannoverschen Gymnasium hängt schon seit Dienstag ein riesiges Transparent mit der Aufschrift: „Erst wenn der letzte Lehrer pensioniert, die letzte Schule geschlossen und der letzte Schüler verblödet ist, werdet ihr merken, daß Bildung wichtig ist.“ Jürgen Voges

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