■ Und er lohnt sich doch, der Klimagipfel
: Besser spät als nie

Sie sollen nur kommen, die Klimabeamten und die Umweltminister. Zwar werden sie sich nicht auf das einigen, was sinnvoll wäre: eine verbindliche Zusage der Industriestaaten zur zwanzigprozentigen CO2- Reduktion bis 2005. Statt dessen wird Helmut Kohl einige Phrasen blubbern, und seine Umweltministerin wird gemeinsam mit diversen Gesandten diverser Staaten ein ebenso unverbindliches Schlußdokument unterzeichnen. Also alles wie kürzlich beim Weltsozialgipfel in Kopenhagen – viel Medienrummel, und nach zwei Wochen ist alles vergessen? Sicher nicht. Denn wer den Politikern jetzt vorwirft, daß sie in Berlin nicht mal eben schnell eine Lösung finden, wie unsere Industriestaaten grundlegend aufs Energiesparen umgestellt werden, der macht den gleichen Fehler, den wir sonst den gleichen Politikern vorhalten: Er denkt zu kurzfristig.

Klimapolitik ist ein langfristiges Geschäft. Klimaforscher denken in Jahrzehnten. So ist die 20-Prozent- Forderung bis zum Jahr 2005 nur der Einstieg; bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts sollen es in den Industriestaaten 80 Prozent sein, um das Treibhaus nicht weiter anzuheizen. Und der Dimension dieser Ziele entspricht die Mühsal des Prozesses. Dabei können die Klimapolitiker bereits einen Beweis anführen, daß sie mehr schaffen, als von Verhandlungsort zu Verhandlungsort zu jetten. Denn in den achtziger Jahren haben sie – in einem ähnlich langwierigen Verhandlungsprozeß – den Klimakiller FCKW gestoppt. Zunächst wurde eine unverbindliche zahnlose Regelung von einer internationalen Konferenz verabschiedet. Doch in den Jahren danach wurde die Regelung immer weiter verschärft, bis zum Beispiel in der Bundesrepublik im letzten Jahr die Produktion von FCKW eingestellt wurde. Möglich war das nur, weil von Konferenz zu Konferenz wieder ein paar Staaten mehr von der Gefährlichkeit des Stoffes überzeugt wurden. Sicher hat diese Parallele ihre Tücken: FCKW ist ein verzichtbares Kunstprodukt der chemischen Industrie. CO2 dagegen entsteht bei jeder Verbrennung von Öl, Kohle oder Gas – und Reduktionen in großem Umfang funktionieren nur, wenn die Energiepolitik eines Landes vollständig umsteuert. Doch der Verhandlungsprozeß beim Klimathema wird nach dem bewährten Muster funktionieren.

Natürlich heißt das nicht, daß man sich nun ganz brav mit einem mageren Gipfel-Ergebnis abfinden soll. Natürlich muß Angela Merkel möglichst oft vorgerechnet bekommen, daß die Bundesregierung die eigenen Ziele verfehlen wird, wenn nicht auch Maßnahmen folgen. Doch wann wäre das besser möglich als auf einer solchen Konferenz? Felix Bert