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Flucht im Schiffswrack

■ 43 Flüchtlinge aus Afghanistan und Irak vor Schwedens Küste gerettet

Stockholm (taz) – Erstmals haben Flüchtlingsschmuggler Menschen mit einem völlig manövrierunfähigen Boot ohne Rettungseinrichtungen in der Ostsee ausgesetzt. In der Nacht zum Samstag rettete die schwedische Küstenwache 25 Kilometer vor der Insel Gotland die 43 Insassen eines Wracks. Die Geretteten stammen aus Afghanistan und dem Irak. Offenbar kamen sie aus einem litauischen Hafen. Nach ihrer eigenen Aussage hatte ein anderes Boot sie über die Ostsee geschleppt, dann aber die Leinen gekappt und war verschwunden.

Bei dem Schiff handelt es sich um das 15. „Flüchtlingsboot“ in den letzten zwei Jahren in schwedischen Gewässern. Um einer nach schwedischem Recht drohenden Verhaftung und Beschlagnahme des Schiffes zu entgehen, sind Menschenschmuggler dazu übergegangen, Flüchtlinge vor der Küste in Rettungsbooten oder auf Rettungsinseln auszusetzen und selbst das Weite zu suchen, bevor die Küstenwache sie entdeckt.

Die jetzt gerette Flüchtlingsgruppe hatte das Glück, am Freitagabend von einem deutschen Frachter entdeckt worden sein. Wären sie nicht vor Einbruch der Dunkelheit gesichtet worden, hätte der Fluchtversuch leicht eine Todesfahrt werden können.

Weiterhin zwischen den baltischen Staaten und Rußland hin- und hergeschoben werden über 100 Flüchtlinge. Seit zwei Wochen sind die Iraker und Afghanen in einem Zug zwischen den Grenzstationen im Baltikum, in Rußland und Weißrußland auf Irrfahrt. „Wie Gepäckstücke“ würden sie behandelt, klagt der Sprecher den UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR), Ron Redmond. Nach letzten Meldungen standen sie in einem eiskalten Zug auf dem Bahnhof der lettischen Stadt Karsava, nachdem ihnen sechsmal die Einreise nach Rußland verwehrt worden war. Die Gruppe hatte vor sieben Wochen versucht, mit einem Schiff nach Schweden zu gelangen, war aber auf der Ostsee gestoppt und nach Lettland zurücktransportiert worden. Seither versucht die Regierung in Riga, sie abwechselnd nach Litauen, Weißrußland und Rußland abzuschieben.

Aufgrund der restriktiven Flüchtlingspolitik Skandinaviens und Westeuropas zusammen mit Rußland und Weißrußland wird das Baltikum immer mehr zum Auffanglager für Flüchtlinge, die in den Westen wollen. Bislang versuchen die Behörden sie mit restriktiven Maßnahmen abzuschrecken. Doch wie wenig diese nutzen, zeigte sich jüngst in Estland. Dort hatte man 85 Kurden fast zwei Jahre in Gefängnisse gesteckt, bevor ihnen Mitte Februar die Ausreise ins Asyl nach Finnland erlaubt wurde. Mit dem Erfolg, daß mittlerweile erneut mehrere Gruppen kurdischer Flüchtlinge ins Land kamen. Dies ließ die Regierung in Tallinn zu noch zweifelhafteren Maßnahmen greifen: Vor zwei Wochen wurden 16 KurdInnen direkt in die Türkei zurückgeschoben. Reinhard Wolff

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