: Stadtautobahn in den Tunnel
■ A-281-Planung vorgelegt / 1,1 Milliarden für Verbindung Hafen-Brinkum Umweltverträglichkeitsprüfung noch nicht abgeschlossen
Bremen bekommt seine neue Stadtautobahn, und der ruhige Schlaf der AnwohnerInnen in der Neuenlander Straße ist gesichert – wenn alles glattgeht, im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. So sieht es die Baubehörde , die die Planung zur A 281 Ende April im beschleunigten Verfahren dem Senat zur Abstimmung vorlegen will.
In zwei Bauabschnitten soll die Verbindung von der B 75 durch die Neustadt bis zur Anschlußstelle Brinkum an die A 1 gebaut werden. Für die NeustädterInnen wichtigste Entscheidung in der jetzt vorgelegten Planung: Der Abschnitt Richard-Dunkel-Straße – parallel zum westlichen Teil der Neuenlander Straße – wird als Tunnel geführt. „Die Stelzenautobahn ist tot“, frohlockt denn auch Baustaatsrat Jürgen Lüthge, diese besonders verhaßte Variante wäre nur 15 Millionen Mark billiger gewesen als der Tunnel. 1999 soll der erste Spatenstich erfolgen – fängt Bremen bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit den Bauarbeiten an, fallen die Kosten für das vom Bund gekaufte Kocks-Gelände an das Land, es eilt also. Der erste Bauabschnitt von der Senator-Apelt-Straße über das Kocks-Gelände, den Tunnel bis zum Flughafendamm und den Neuenlander Ring führt etwa in Höhe Metro wieder auf die Neuenlander Straße. Deren Abschnitt vom Kirchweg bis zur Friedrich-Ebert-Straße wird völlig vom Durchgangsverkehr abgehängt und auf zwei Spuren zurückgebaut. Der Verkehr wird zum Autobahnanschluß Arsten weitergeführt. Den Bund kostet dieser erste Teil rund 450 Millionen Mark, im Jahr 2005 soll er fertig sein. Im zweiten Teil soll die Autobahn dann von der Neuenlander Straße durch einen Tunnel, der unter der Landebahn des Flughafens hindurchführt, in Richtung Kattenesch und Brinkum gebaut werden. Kosten: weitere 640 Millionen. Für diesen Tunnel muß ein besonders aufwendiges Verfahren gewählt werden, das eine Absenkung der Landebahn verhindert – „sonst überschlagen sich die Flugzeuge“, so Lüthge. das Land muß von den 1,1 Milliarden Mark rund 100 Millionen Planungsmittel tragen.
Um das Verfahren zu beschleunigen, schaltet die Baubehörde bereits jetzt den Senat ein, obwohl die vollständige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die acht möglichen Trassen noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Der Senat kann zum jetzigen Zeitpunkt lediglich eine Vorentscheidung treffen, die für die nächste Regierung nicht bindend ist. „Wir wollten aber bereits jetzt etwas unternehmen“, so der Baustaatsrat. „Die entscheidenden Ergebnisse in Bezug auf Luft- und Lärmbelastung liegen vor und sprechen ganz klar für diese Streckenvariante.“ Einzig das städtebauliche Gutachten stehe noch aus – „und schließlich ist jede Autobahn häßlich“, sagt Lüthge.
Der Sprecher der „Anwohnerinitiative gegen den Knotenausbau in der Neuenlander Straße“, Hans-Dieter Kahrs, kennt die Vertröstungen auf die neue Autobahn seit langem. Schließlich hatte der damalige Bausenator Bernd Meyer bereits vor 15 Jahren versprochen, die Menschen könnten bald auf der Neuenlander Straße wieder spielen. „Mich ärgert es immer, wenn der Eindruck erweckt wird: Jetzt geht–s los, und bald ist alles gut. Ich will nicht wissen, was in der übernächsten Legislaturperiode mit der Neuenlander Straße passiert, sondern was in der nächsten mit den 65.000 Autos und Lkws täglich gemacht wird.“ Das Bauressort bastelt derweil weiter an den Planungen für den 18 Millionen Mark teuren, achtspurigen Ausbau der Kreuzungen auf der Südmeile. Der Verkehr soll so besser abfließen, die Umweltbelastungen sinken. Anfang Herbst könnte das Verfahren seitens der Behörde abgeschlossen sein, der Bau im nächsten Jahr beginnen. Eine Klage der Anwohnerinitiative ist allerdings so gut wie sicher. Damit verzögert sich der Baubeginnn weiter – „und die Leute verlängern damit geradezu selbstzerstörerisch den schlechtestmöglichen Zustand“, sagt Jürgen Lüthge.
Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Grüne, Elisabeth Hackstein, hat einen Antrag in die Stadtbürgerschaft eingebracht, der nach Fertigstellung der A 281 Verkehrsberuhigung auch für den westlichen Teil der Neuenlander Straße fordert: „Es ist nicht zu vertreten, daß für die AnwohnerInnen dort keinerlei Entlastungsmaßnahmen vorgesehen sind und die Emissionen der Autobahn einfach dazukommen“, kritisierte die Grüne.
skai
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