: Das Hanf-ABC
Anslinger, Harry: Der Dirty Harry der Prohibition, manischer Marihuana-Bekämpfer, erster Leiter der US-Drogenbehörde. Setzte in den 30er Jahren die Hanf-Prohibition durch. Bei seiner Pensionierung gestand er: „Sicher ist Marihuana eher harmlos, aber Verbote stärken die Autorität des Staates.“
Buddha: Ob die Legende wahr ist, daß sich Buddha vor seiner Erleuchtung ein Jahr lang nur von einer Handvoll Hanfsamen täglich ernährte, können wir nicht beurteilen. Medizinisch betrachtet wäre solch eine Diät jedoch möglich.
Canvas: In der englischen Bezeichnung für „Leinwand / Segeltuch“ steckt noch der Name der Ursprungspflanze: Cannabis. In „Canvas“ ist heute meistens auch minderwertige Baumwolle drin.
Deutsche Hanfbau-Gesellschaft: In den beiden Weltkriegen stampfte die Deutsche Hanfbau- Gesellschaft in kürzester Zeit eine hanfverarbeitende Industrie aus dem Boden. Die 1994 in Berlin gegründete „Hanfgesellschaft“ will den globalen Krieg gegen die Natur eindämmen und den Rohstoff Hanf wieder in den Wirtschaftskreislauf integrieren.
Eiweiß: Hanfsamen bestehen zu etwa 21 Prozent aus Proteinen, die für eine stabile Gesundheit notwendig sind. Eiweiß und der hohe Anteil an dreifach ungesättigten Fettsäuren machen Hanfsamen zu einem der wertvollsten Nahrungsmittel.
Fasern: Hanf liefert die haltbarste natürliche Weichfaser überhaupt. Sie wurde jahrtausendelang nicht nur für Seile, Säcke und Segel, sondern auch für Tischdecken und Bettzeug, für Hemden und Hosen benutzt.
Gaia: Bezeichnet nicht nur die griechische Erdgöttin, sondern auch die brandenburgische „Gesellschaft für Arbeit, Innovativen Landbau und Ausbildung“, kurz Gaia GmbH. Diese klagt vor dem Berliner Verwaltungsgericht gegen das Anbauverbot für Hanf.
Hildegard von Bingen: Von dieser Heilerin des Mittelalters (1098– 1179) stammen die ältesten erhaltenen Aufzeichnungen über die bewußtseinsbewegenden Eigenschaften des Hanfkrauts. Der „Cannabus“ spielte in ihrer Klosterapotheke eine wichtige Rolle. Die Ärztin in Sachen Hanfrausch: „Dem gesunden Kopf und dem vollen Gehirn schadet er nicht.“
Isolationsmaterial: Als Nebenprodukt der Hanffasergewinnung bleiben pro Hektar 8–10 Tonnen Schäben übrig, die sich hervorragend als Dämmstoff eignen.
Jute: Ende letzten Jahrhunderts überschwemmte Jute als Ersatz- Hanf den Weltmarkt: Zwar war der Anbau- und Verarbeitungsaufwand nicht geringer als bei Hanf, aber dank der Hungerlöhne in der Kolonie war Jute spottbillig.
Kotonisierung: In den 20er Jahren in Reutlingen entwickeltes Verfahren zur Herstellung von Hanfwolle für Feintextilien. Die kotonisierten Fasern wurden auf Baumwollmaschinen versponnen.
Levi Strauss: Als der aus Bayern nach San Francisco zugereiste Schneider Levi Strauss Mitte des vorigen Jahrhunderts seine legendären „Goldminers“ – die erste Jeans – zusammennietete, benutzte er dazu natürlich Segeltuch aus Hanf.
Monokulturen: Papierrohstoff zu nutzen , so Greenpeace, habe „riesige Monokulturen“ zur Folge. Das Gegenteil ist der Fall: Als ideale Zwischenfrucht kann Hanf in die ganz normale Fruchtfolge eingebaut werden, Monokulturen sind beim Massenanbau von Hanf nicht nötig.
Nabilone: Name des ersten synthetisch hergestellten THC- Präparats, das die krampflösende, appetitanregende und übelkeitsbekämpfende Wirkung von Marihuana simulieren sollte.
Oel: Essentielle Öle stärken das Immunsystem und schützen es gegen Virusinfektion. Hanföl enthält 51 Prozent Linolsäure und 25 Prozent Linolensäure. Weil diese empfindlichen Fettsäuren bei höheren Temperaturen zerstört werden, sollte Hanf-Speiseöl immer kalt gepreßt sein und nicht zum Braten verwendet werden.
Pestizide: 50 Prozent aller Pestizide in den USA werden im Baumwollanbau eingesetzt. Im Hanfanbau müssen keinerlei Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Gegen Schädlinge und Unkraut schützt sich die Pflanze selbst.
Rastafari: Die umfassendste Studie über die Folgen des Dauerkonsums von Marihuana wurden 1968–1975 in Jamaika durchgeführt, wo die Pflanze im Zentrum der Rastafari-Kultur steht. Die Untersuchungen zeigten, daß Marihuana-Raucher über eine positive soziale Einstellung verfügen und Marihuana nicht als Einstiegsdroge dient. Des weiteren zeigten sich auch bei Langzeitkonsumenten keine physiologischen, sensorischen oder motorischen Einschränkungen. Durchschnittliche Cannabis-Raucher leben sogar länger als Durchschnittsbürger, die keine Drogen benutzen.
Star, grüner: Diese Augenkrankheit wird mit Augentropfen behandelt, die schwere Nebenwirkungen haben. 50 Prozent der Patienten vertragen diese Medikamente nicht. Eine wirksamen Alternative – Hanf – kann der Arzt ihnen aber nicht verschreiben. Marihuana senkt den Augendruck wirksamer und ohne schädliche Nebenwirkungen.
THC-arme Hanfsorten: Zur Fasergewinnung angebaute Hanfsorten enthalten wenig Tetra-Hydro-Cannabinol (THC), in der EU sind 14 solcher Hanfsorten mit einem THC-Gehalt unter 0,3 Prozent zugelassen, ihr Anbau wird subventioniert. Dieses Kraut müßte säckeweise konsumiert werden, um die Wirkung eines guten Joints zu erzielen. Gute Marihuanasorten enthalten 12–16 Prozent THC.
Unkraut: „Wächst wie Unkraut“ – diese landläufige Bezeichnung für die Vitalität von Pflanzen trifft auf Cannabis sativa nicht zu: Hanf wächst besser als Unkraut! Hacken, Jäten und sonstige Pflege sind überflüssig. Für jede nachfolgende Frucht hinterläßt die Hanfpflanze den Acker besser als sie ihn vorgefunden hat.
Xian: In der Nähe der chinesischen Stadt Xian wurde das älteste Papier der Welt entdeckt. Es stammt aus der Zeit von 140– 87 v. Chr. und besteht aus Hanffasern.
Yang-Shao: Die Yang-Shao-Kultur in China wird auf die Zeit um 4.200 v.Chr. datiert. Sie gilt als erster historischer Beleg für die Nutzung des Hanfs als Textilpflanze und Nahrungslieferant. Von hier aus drang der Hanfanbau über Indien in den Mittelmeerraum vor.
Zellulose: Zellulose ist der Grundstoff für tausende von Produkten. Holz, der am häufigsten genutzte Rohstoff, enthält rund 70 Prozent Zellulose. Hanf enthält zehn Prozent mehr und kann auch mit weniger Energieaufwand und Umweltbelastung zu Zellstoff verarbeitet werden.
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