: Überlebende des Todes
■ Aktionäre und ehemalige KZ-Häftlinge fordern Entschädigung
Bonn (taz) – Aktionäre deutscher Chemieunternehmen und ehemalige KZ-Häftlinge fordern eine Entschädigung für Zwangsarbeiter, die während der NS–Zeit beim Chemiekartell I.G. Farben arbeiten mußten. Angemessen sei eine Summe von 100.000 Mark, sagten gestern die Vertreter von zehn Organisationen, die sich zu einem Trägerkreis zusammengeschlossen haben.
Bis heute weigern sich die „I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft“, die seit 1955 den Zusatz „in Abwicklung“ trägt, und deren Nachfolger BASF, Bayer und Hoechst, den Opfern und ihren Angehörigen eine Wiedergutmachung zu zahlen. Heute – 50 Jahre danach – leben noch 10.000 ehemalige Zwangsarbeiter, schätzt der Verein „IG Farben in Auschwitz“. Eine Entschädigung zwischen 2.500 und 5.000 Mark haben bislang nur jüdische Zwangsarbeiter in westlichen Ländern erhalten, sagte Katja Leyrer. Jüdische Häftlinge aus östlichen Ländern hingegen seien leer ausgegangen.
Sieben Kilometer neben dem Hauptlager, in Monowitz, unterhielt die I.G. Farben seit April 1941 ein eigenes KZ. Dessen Häftlinge mußten unter schwersten Bedinungen synthetischen Kautschuk herstellen. Entkräftete Häftlinge wurden beim Morgenappell selektiert und ins Gas getrieben. 120.000 Menschen kamen allein in diesem KZ, Auschwitz III, bis Anfang 1945 ums Leben. Für die BASF arbeiteten Häftlinge aus dem KZ Schwarzheide in der Braunkohleproduktion.
Gestern forderte Jürgen Rochlitz, bündnisgrüner MdBler und Sprecher der Alternativen BASF- Aktionäre, vom BASF-Konzern eine Stiftung, die mit 50 Millionen Mark ausgestattet werden soll. Mit dieser Summe sollten auch Gedenkstätten finanziert werden. So habe die BASF Anfang der 90er Jahre das Werk in Schwarzheide wiedergekauft und bei Bauarbeiten die Überreste von Gaskammern und Krematorien vernichtet, so Rochlitz. Erinnerungsarbeit sei nötig. Im Rahmen einer bundesweiten Kampagne „Nie wieder“ sind Demonstrationen und Diskussionen geplant, mit denen die Chemiekonzerne zu Entschädigungszahlungen aufgefordert werden sollen. Myriam Schönecker
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