: Sprache, Macht, Geschlechtshierarchie
■ betr.: „Radler auf der Überhol spur“, u. a. taz vom 3. 4. 95
Ich bin mir doch recht sicher, auf Eurem Titelfoto auch Radlerinnen auszumachen. Doch in Eurer Überschrift und in dem Text geht es anscheinend nur um Männer. [...] Ihr brüstet Euch damit, daß Ihr konsequent durch entsprechende Schreibe (zum Beispiel „I“) Frauen auch sichtbar macht – aber ständig begegnet mir genau das Gegenteil. [...] Wenn Ihr denkt, daß frau diese kleinen, netten „Fehler“ nicht auffallen, dann habt Ihr Euch geschnitten. Ich bin nicht mehr lange gewillt, das mitzutragen.
Wenn gelegentlich freiberufliche SchreiberInnen für Euch tätig sind und das der Grund sein sollte, für diese Regelmißachtung, dann macht ihnen gefälligst die Auflage, daß Ihr nur Artikel mit „gleichberechtigter“ Schreibe abdruckt. Ulrike Herbig, Saarbrücken
Viele Eurer Artikel nerven mich mittlerweile nur noch an: da kann ich von verschreckten Tokioern und getöteten Zivilisten in Tuzla lesen, von italienischen Aids-Patienten und von der Genugtuung für Blockierer und davon, daß die Konzentrationslager von Osteuropäern besucht werden. Im Berlinteil gibt's dann zur Pflegeversicherung die Antragsteller und zum Klimagipfel Radler und Künstler.
Mit einem ganz besonderen Fauxpas glänzt dann Thorsten Schmitz auf der letzten Berlinseite: da hat es Mitarbeiter, Erzieher, Psychologen, Therapeuten, Sozialarbeiter beim Kindernotdienst – was mich als SozialarbeiterIN ganz besonders ärgert. Fakt ist, daß soziale Arbeit hauptsächlich von Frauen geleistet wird.
Da war doch mal was, von wegen Sprache, Macht und Geschlechtshierarchie, erinnert Ihr Euch? Oder wie wär's mit einer Diskussionsrunde zur Wiederauffrischung der Thematik in Eurem Hause? Selbstverständlich könnt Ihr Euch Euren u. a. antisexistischen Anspruch auch gleich abschminken, das wär' einfacher – und vielleicht auch ehrlicher! Ingrid Alt, Berlin
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