piwik no script img

Unterm Strich

Nein, kein Neid. Nicht die Spur. Die Redaktion der in Berlin erscheinenden Wochenzeitung „Freitag“ erhält in diesem Jahr den mit 10.000 Mark dotierten Alfred Kerr-Preis für Literaturkritik. Der vom „Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel“ gestiftete Preis wurde von einer Jury (Schriftsteller, Kritiker und Buchhändler) der 1990 gegründeten Zeitung mit der Begründung zuerkannt, sie gebe „trotz ihrer schmalen Ressourcen und im Gegensatz zu vergleichbaren Blättern die Literaturkritik nicht zugunsten einer gefälligen Literaturvermittlung auf“. (Wer könnte denn wohl damit gemeint sein?) Der Preis wird am 12. Mai auf der Hauptversammlung der Buchhändlertage in Stuttgart übergeben. Der Alfred Kerr-Preis wird seit 19 Jahren vergeben und soll besonders bemerkenswerte Literaturteile einer deutschsprachigen Zeitung, Zeitschrift, eines Hörfunk- oder TV-Programmes würdigen. In der Jury sitzen unter anderem die Schriftsteller und Kritiker Walter Boehlich und – Peter Härtling. Nein, kein Neid, wirklich nicht.

Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln: Christa Wolf ist nach gut einem Jahr wieder zum Luchterhand Verlag zurückgekehrt und verläßt Kiepenheuer & Witsch damit. Wie Luchterhand-Verlagsleiter Christoph Buchwald in München am Donnerstag zu dpa sagte, sei er „sehr froh“ über die Rückkehr der Berliner Autorin. Mit Ausnahme von „Der Weg nach Tabou“ sei ihr großes Werk bei Luchterhand erschienen. Der Verlag habe zu DDR-Zeiten als erster ihre Bücher in West-Lizenz herausgebracht. Wolf habe sich entschieden, dorthin zu gehen, wo ihr Gesamtwerk erschienen ist und gepflegt wurde. Sie sei mit dem Verlag „verwoben und verknüpft“ und werde auch ihr neues Buch bei Luchterhand herausbringen. Der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch bedauerte den Fortgang der Autorin, äußerte aber zugleich Verständnis. Offensichtlich hänge ihre Rückkehr zu Luchterhand mit einem Arrangement zwischen Luchterhand und dem Janus Press Verlag ihres Mannes Gerhard Wolf zusammen. Dort gebe es anscheinend größere Probleme, sagte Prokurist Heinz Biehn. Kiepenheuer & Witsch werde die Rechte an „Auf dem Weg nach Tabou“ behalten. Ihr neues Buch werde aber nicht wie vorgesehen 1996 bei ihnen erscheinen, sondern bei Luchterhand. Nach Angaben der FAZ vom Donnerstag gab es keine schriftlichen Verträge mit der Autorin, weil man sich auf das Wort der Christa Wolf verlassen habe. Bei dem Wechsel Anfang letzten Jahres wollte Christa Wolf, daß auch ihr übriges Werk von Kiepenheuer & Witsch übernommen werde. Dazu habe es unterschiedliche Positionen gegeben, wie Luchterhand-Verlagsleiter Buchwald sagte. (So kann man es natürlich immer sehen.) Deshalb sei man froh, daß die Autorin zurückkehre und die Rechte den Verlag nicht wechselten. Bei Kiepenheuers hingegen beißt man still in den Teppich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen