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Gorleben lebt – der Castor kann kommen

■ Protest im Wendland: Demonstrationen, Gleisbesetzungen und ein Hüttendorf

Dannenberg (taz/AFP) – Der Widerstand im Wendland bleibt ungebrochen. Und das bedeutete Sonntagsarbeit für die Polizei. Wo sie am Samstag noch die Spitze eines Demonstrationszuges im niedersächsischen Dannenberg eingekesselt hatte, gelang es etwa 400 AtomkraftgegnerInnen am nächsten Morgen, ein Widerstandscamp einzurichten. Beamte aus mehreren Bundesländern versuchten die Sitzblockade zu räumen. Am späten Nachmittag saßen etwa 700 Menschen auf der Wiese neben den Gleisen, auf denen der erste Transport abgebrannter Brennelemente nach Gorleben ankommen soll.

Auch das seit Samstag geltende Versammlungsverbot im Umkreis des Zwischenlagers konnte nicht durchgesetzt werden. Mehrere tausend Menschen waren von Dannenberg aus in den Wald neben den Atomanlagen gezogen, um dort das Hüttendorf „Castornix“ wiederaufzubauen. Auch hier mußte die Polizei die Leute einzeln vom Platz schaffen. Sie wurde bis zum Abend damit nicht fertig.

Für Verwirrung hatte am Samstag die Nachricht gesorgt, daß der Castor- Behälter schon in der Nacht zum gestrigen Sonntag in Philippsburg losfahren sollte. Die Bürgerinitiative, so ihr Sprecher Wolfgang Ehmke, habe sich auch auf einen solchen Fall vorbereitet. Aus dem niedersächsischen Innenministerium lag keine offizielle Änderung des Terminplans vor, nach dem der erste seit Monaten umkämpfte Transport heute beginnen soll.

Auch in Philippsburg haben AtomkraftgegnerInnen versucht, die Bahngleise zu besetzen. Polizeiketten und Stacheldraht versperren die Zufahrten zum Atomkraftwerk. Der mehrere hundert Tonnen schwere Sonderzug dürfte kaum unbeobachtet das Atomkraftwerk verlassen. Im Wendland, wo er nach bisherigen Einsatzplänen morgen ankommen soll, hat die Bürgerinitiative dazu aufgerufen, die bislang friedlichen Protestaktionen fortzusetzen. Rundfunkberichte, wonach „gewaltbereite Demonstranten Stahlkugelgeschosse“ eingesetzt haben sollen, wurden gestern von der Polizei dementiert. „Wir bleiben auf der Straße!“ rief BI-Sprecher Wolfgang Ehmke auf dem Marktplatz von Dannenberg, wo sich am Samstag etwa 4.000 Menschen versammelten.

Jürgen Voges/nh Seiten 6 und 10

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