■ debis im Bauhaus-Archiv: Kommerz statt Kultur
Es gehört heute offenbar zum guten Ton, daß sich Politiker – natürlich zum Wohle der Stadt und seiner Bürger – zu Handlangern von privaten Interessen machen. Um etwa einen privaten Investor für Berlin zu gewinnen, scheute selbst der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen weder Kosten noch Mühen, sich auf Architektensuche nach Chicago zu begeben. Das Ding kam zustande. Daß sich nun auch öffentliche Institutionen wie das Bauhaus-Archiv für private Ausstellungen hergeben und das Ganze als gelungene „Public-Private-Partnership“ (PPP) feiern, geht in die gleiche Richtung. Nur die Wirkung ist möglicherweise umgekehrt.
Damit kein Mißverständnis aufkommt. Jeder soll ausstellen wo, mit wem und mit wessen Geld er will. Wohin der Weg von Museen aber führen kann, die ihre Stellwände sorglos Unternehmensetagen zur Verfügung stellen, hat jüngst das Frankfurter Architekturmuseum gezeigt. Unter seinem Gründer Heinrich Klotz noch Hort für eigenwillige Positionen, wurde in den letzten Jahren von Nachfolger Lampugnani alle Reputation verspielt. Mit Ansichten von Banken machte man sich gemein, mit schäbigen Glitzershows ebenso. Nicht zufällig konnte dort debis die „Potsdamer-Platz-Ausstellung“ zuerst ausstellen. Heute ist das Museum ohne Konzept und steht vor der Pleite. Grund: Niemand interessieren die Selbstdarstellungen von Firmen und Dollarmillionären.
Das Bauhaus-Archiv ist bekannt für eine populäre und kritische Aufarbeitung der klassischen Moderne. Dafür hat das Publikum es belohnt. Wenn es meint, seine Flächen für Firmenplakate und Konzern-Werbung hergeben zu müssen, wird es zwar bei der „PPP“ Erfolg haben, nicht aber beim Publikum. Rolf Lautenschläger
Siehe Bericht Seite 23
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