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Wir sind das Volk, wir sind dagegen

■ 1. Mai: Fest in Prenzlauer Berg, RIM-Demo in Kreuzberg

„Es ist eine unmögliche Schweinerei, daß die Bullen Bewohner des Kiezes terrorisieren“, kommentierte gestern ein Sprecher der Schwulen Antifa beim Straßenfest auf dem Humannplatz das gewaltsame Ende der Walpurgisnacht auf dem Kollwitzplatz (siehe oben). Wenig später liefen einige als Polizisten verkleidete junge Frauen schreiend und prügelnd über den Platz in Prenzlauer Berg: „Seit gestern abend sind Proteste und Feste abgeschafft. Bitte verlassen Sie den Platz.“ Unter dem Gelächter Hunderter Jugendlicher und den strengen Blicken dreier Polizisten verfolgten die „Freund und Helfer“-Imitate einen klampfespielenden jungen Mann, der immer wieder rief: „Wir sind das Volk“. In Anspielung auf den Wasserwerfereinsatz der Polizei auf dem Kollwitzplatz ließen die falschen Polizistinnen Miniluftballons mit Wasser platzen. Hunderte von Jugendlichen waren gestern zu dem Straßenfest unter dem Motto „Widerspenstig & lebendig“ gekommen, auf dem von zahlreichen Antifa- Initiativen über die PDS bis zur Hanfliga ein buntes Spektrum vertreten war.

Auf dem Kreuzberger Oranienplatz versammelten sich am Nachmittag 2.500 überwiegend Jugendliche zur „1.-Mai-Demo“ der Revolutionären Internationalistischen Bewegung (RIM). Was die Kids anzog, waren wohl weniger die roten Mao-Transparente der stalinistischen Gruppierung als das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der „brothers and sisters“. Die RIM beschwört das Underdog-Dasein und verspricht zugleich Macht: „Wir sind diejenigen, die das sterbende Ausbeuter- System begraben werden.“ „Das ist ein Sieg für die Revolution, daß wir heute hier sind“, verkündet eine Frauenstimme aus dem Lautsprecherwagen. Mit solcher Rhetorik trifft die RIM den Nerv der Kreuzberger Ghetto-Kids, die mit Kapuzen-T-Shirts und Piratenkopftüchern zu Hip-hop und Rap ihren diffusen Protest „gegen das System“ ausdrücken.

Rund um den Lautsprecher-wagen ballen ein paar Mittdreißiger mit Dreitagebart die Fäuste. Deutsche, Türken und Kurden skandierten unisono: „Das Proletariat hat kein Vaterland. Nie, nie, nie wieder Deutschland.“ Das spricht auch zwei 15jährige Alewitinnen an, die aus Spandau gekommen sind. Sie hätten das Gefühl, daß in der bundesdeutschen Gesellschaft kein Platz für sie sei.

Eine Clique von vier deutschen Jugendlichen im Grungelook antwortet auf die Frage, warum sie auf eine RIM-Demo gehen: „Wir laufen doch hier nicht in einem Block mit. Hier kann jeder sein Ding machen.“ wahn/win

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