■ Vorlauf: Lust am Lesen
„liebe sünde special: Lust am Überleben“, 22.10 Uhr, Pro7
Angesichts der Flut von Gedenksendungen zum 8. Mai wundert es nicht, daß auch das Sexualitätsmagazin „liebe sünde“ einen in die Zeit passenden Zeitzeugen aufgetan hat. Heute abend plaudert Matthias Frings in einem dreiviertelstündigen Special mit dem schwulen Juden Gad Beck, der seine Jugend im Berliner Untergrund verbringen mußte und dieser Tage ein wunderschön zu lesendes Buch über sein wechselvolles Leben herausgegeben hat.
Für alle, die „und gad ging zu david“ (edition dià-Verlag) schon gelesen haben, sei die Sendung durchaus empfohlen. Nichtwissende werden wohl an dem Insider-Duktus scheitern, in dem Frings seinen seltsam verhalten antwortenden Interviewpartner befragt. Immer wieder wirft Frings Namen, Daten oder Orte in den Raum – Stichworte, die Gad Beck dann brav beantwortet. Die Motivation, Gad Beck zu „liebe sünde“ einzuladen, erhellt sich erst nach einer schleppenden halben Stunde, als Beck – zu seinem Liebesleben im Untergrund befragt – erklärt, Menschen in Not seien doch „wie kleine Bretter im Meer“. Sie suchen Halt. Und das gehe über Liebe, Zärtlichkeit, Sexualität eben. – Immerhin attestiert Beck dem Moderator am Ende gründliche Arbeit: „Sie haben dieses Buch herrlich gelesen und verstanden.“ Um so trauriger, daß die Sendung diesen Erkenntnisgewinn nicht wirklich preisgibt.klab
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